Nach dem ersten Trainingslager auf Teneriffa sitzt Tanja Hüberli am letzten Sonntag an der Seite von Freund und Slalom-Ass Ramon Zenhäusern in der ersten Reihe bei den Swiss Sport Awards in Zürich. Sie erzählt, dass sie schon lange nicht mehr Ski gefahren sei, weil es mit einem Verletzungsrisiko verbunden sei, das man im Jahr vor Olympischen Spielen nicht eingehen wolle.
Schon da fühlt sich die Beachvolleyballerin nicht hundertprozentig fit, denkt aber an nichts Schlimmes. Das ändert sich am nächsten Tag. Die 27-Jährige leidet seit einigen Tagen an Atemproblemen, lässt sich am Montag dann untersuchen – und bekommt die Schock-Diagnose: Mittelschwere Lungen-Embolie! Hüberli muss im Zürcher Uni-Spital bleiben, die Ärzte raten der Schweizermeisterin zur Operation, weil das Herz schon in Mitleidenschaft gezogen war. «Die Diagnose war wie ein Schlag ins Gesicht», sagt die Blockspielerin.
Genesung steht im Vordergrund
Ein Rückschlag, nachdem vor einem Monat die Trainings-Vorbereitung für die Olympia-Saison angelaufen ist. Hüberli und ihre Partnerin, Abwehrspielerin Nina Betschart (24), sind derzeit im Olympia-Ranking auf dem guten 7. Platz und somit das beste Schweizer Duo vor Joana Heidrich (28) und Anouk Vergé-Dépré (27) auf Rang 12. Die besten 15 Teams des Olympia-Rankings sichern sich das Ticket für Tokio 2020. «Tokio ist und bleibt unser grosses Ziel. Aber in so einem Moment wird der Sport zur Nebensache und ich will zuerst wieder gesund werden.»
Vor einer Woche erst vermeldete der Verband Swiss Volley, dass es für beide Frauen-Teams vielversprechend aussieht, was die Olympia-Qualifikation betrifft, sie sich aber noch bis zum Stichtag vom 14. Juni gedulden müssen, bis die Teilnahme definitiv feststeht. Viel mehr Geduld braucht nun Hüberli auf dem Weg ihrer Genesung. Diese steht im Vordergrund, die Saisonplanung wird dementsprechend angepasst.
Wichtig: Die Operation am vergangenen Dienstag sei optimal verlaufen. «Alles lief super und ich bin auf einem guten Weg», so Hüberli. Wie lange die Beachvolleyballerin keine Trainings und Spiele bestreiten kann, werden weitere Untersuchungen zeigen. Sie selbst möchte vorwärts schauen und der Situation etwas Positives abgewinnen: «Ich erhole mich nun im Hotel Mama.» Weihnachts-Guetzli inklusive.
Update: Am frühen Donnerstagabend postet Hüberli ein Bild von sich auf Instagram und schreibt dazu: «Wenn mich das Leben hart trifft, dann entscheide ich mich, zurückzukämpfen! Aufgrund von Herz-Rhythmus-Störungen in der letzten Woche fasste ich den Entschluss, mich am Montag eines medizinischen Checks zu unterziehen. Ich hätte nie die Diagnose «mittelschwere Lungen-Embolie» erwartet, sie hatte bereits mein Herz in Mitleidenschaft gezogen. Die Operation am Dienstag verlief gut und ich fühle mich sehr viel besser jetzt. Die Zeit wird zeigen, wie mein Weg aussehen wird, aber ich bin zuversichtlich und werde weiterhin für unseren Traum kämpfen.» (Dazu verlinkte sie Beachvolley-Partnerin Nina Betschart.)
Kurz darauf meldet sich auch ihr Freund Ramon Zenhäusern via Instagram. Er postet gleich drei Fotos von sich und Hüberli. Auf dem ersten strahlen die beiden in die Kamera, das Bild entstand bei den Sports Awards. Die anderen beiden zeigt das Paar im Krankenhaus. Dazu schreibt der Walliser: «Könnt ihr glauben, dass zwischen diesen Bildern nur 24 Stunden liegen? Das Leben kann so unberechenbar sein!» Ausserdem drückt er aus, wie stolz er auf seine Freundin ist und meint: «Ich weiss nicht, wie man nach einer mittelschweren Lungen-Embolie immer noch so positiv und voller Humor sein kann. Du wirst stärker zurückkommen!»