Es ist wieder so wie sie es seit vier Jahren kennen: Tanja Hüberli und Nina Betschart (24) trainieren im Beachcenter in Bern. Fokussiert, neu vor einem überdimensionalen Plakat der beiden, das aufs Olympia-Jahr hinweist. Immer mal wieder mit einem Lachen zwischen den Übungen. Und erleichtert und glücklich, dass es schon soweit ist.
Denn: Vor vier Wochen steht ihre Beach-Welt kurz still. Hüberli bekommt die Schock-Diagnose einer ausgedehnten Lungenembolie, muss sich einer Operation unterziehen. Auch für Partnerin Betschart nicht einfach: «Es war auch für mich ein Schock, dass es so etwas Schlimmes ist. Ich habe einfach gehofft, dass sie schnell wieder gesund wird. Aber nicht mal primär auf den Sport bezogen.»
Keine Schläge auf den Körper
Ihrer guten körperlichen Verfassung verdankt es Blockspielerin Hüberli, dass sie bereits wieder relativ fit ist. Nach einer Woche Nichtstun beginnt sie langsam, unternimmt zunächst nur Spaziergänge. Später kann sie schwimmen gehen, macht Kardio- und Krafttraining. Immer mit dem Fokus, ihr Herz-Kreislauf-System nicht zu sehr zu belasten.
Auch im ersten Team-Training im Sand darf ihr Puls nicht höher als 140 sein. Eine weitere Einschränkung: Der Blutverdünner ist noch so hoch dosiert, dass Hüberli keine Schläge auf den Körper bekommen sollte. Übungen mit Gegnerinnen liegen daher noch nicht drin, Blocktraining ebenfalls nicht. «Ein perfekter Aufbau wäre, wenn ich stets ans Limit gehen könnte», sagt die 27-Jährige, «das geht noch nicht.»
Gelassenheit – weil kein Resultatdruck
Die Beach-Zwangspause macht sich jedoch nur in fehlender Koordination bei den Schlägen bemerkbar. Auch ihr Trainer Christoph Dieckmann (44) ist positiv überrascht: «Tanjas Trainings-Qualität und -Intensität sind höher als ich erwartet habe.» Der deutsche Ex-Beacher hat als Trainer auch mal mit verletzten Spielerinnen zu tun, eine erlittene Lungenembolie ist aber eine für ihn neue und ungewöhnliche Ausgangslage.
Doch da vertraut er ganz auf das Körpergefühl von Hüberli, die sofort unterbricht, wenn sie an ihre Grenze gelangt. «Dieses Gefühl hatte ich heute nur einmal», so die WM-Vierte, «ich bin vernünftig». Sie kann sich die Zeit nehmen. Bis zu Olympia in Tokio dauert es zwar nur noch ein halbes Jahr – trotzdem bleiben Hüberli und Betschart gelassen. Das Duo steht unter keinem Resultatdruck, belegt im provisorischen Olympia-Ranking Platz 7 und hat das Ticket praktisch gelöst. Und es weiss, dass das Zusammenspiel funktioniert. «Wir sind jetzt einfach happy, dass wir den Weg gemeinsam weitergehen können.»