Einen Teil seines Lebens als Profisportler verbringen zu dürfen, ist schon ein Privileg. Dies gleich in zwei verschiedenen Sportarten zu tun, ist eine absolute Ausnahme! Der Amerikaner Chase Budinger lebt sie.
Während sieben Jahren verdiente er seine Millionen in der NBA als Basketballer bei Houston, Minnesota, Indiana und Phoenix. Seit dieser Saison macht der 30-Jährige an der Seite von Routinier und mehrfachem Grand-Slam-Sieger Sean Rosenthal (38) die Beachfelder unsicher.
Das Major in Gstaad ist erst das siebte gemeinsame Turnier des Duos und das erste auf Fünf-Sterne-Niveau. Doch die Amis – mit einer Wildcard ausgestattet – landen dank Budingers starken Blocks und Spielübersicht sogleich einen 2:0-Sensationssieg gegen die als Nummer 1 gesetzten Brasilianer Evandro/Felipe.
Klar, Budinger ist nicht nur seiner Grösse (2.01 m) wegen problemlos vom Basket- auf den Beachcourt gewechselt. Dahinter steckt eine märchenhafte Geschichte. Als Teenager spielt er neben Basketball auch Hallen-Volleyball wie seine beiden älteren Geschwister.
«Ich stamme eigentlich aus einer Volleyball-Familie», erzählt der Blondschopf. Dass ihm diese Wurzeln eines Tages zur zweiten Profi-Karriere verhelfen, ahnt der Kalifornier damals noch nicht.
Denn als 17-Jähriger entscheidet er sich für Basketball. Nur ein Jahr später, 2006, wird Budinger an der Highscool zum Co-MVP ausgezeichnet, also zum wertvollsten Spieler – und zwar neben keinem Geringeren als dem heutigen Star Kevin Durant (29, Golden State Warriors).
Der Durchhänger kommt bei Budinger, als er 2017 nach seinen NBA-Jahren nach Spanien zu den Baskonia Viktoria Gasteiz wechselt. Mit dem Leben auf und neben Feld in Europa kommt er nicht klar. Dann erreicht ihn der Anruf, der seinem (Sport-)Leben eine Wende gibt: Rosenthal fragt seinen Landsmann «Wie stehts? Willst Du mit mir auf Tour gehen?»
Nicht das erste Mal. Denn bereits vor zweieinhalb Jahren sprechen sie darüber. Bei einem Bierchen in der «Shellback Tavern» am Manhatten Beach in Kalifornien. Damals sagt Rosenthal: «Wenn Du eines Tages mit Basketball aufhörst, wäre Beachvolleyball eine Option für Dich.» Denn Budinger spielt während den NBA-Pausen dort am Strand zum Spass, dabei lernen sie sich kennen.
Ob dieser Erinnerung muss Budinger heute schmunzeln. «Ich bin Sean wirklich dankbar für diese Chance.» Der erfahrene Rosenthal sah das Potenzial des Hünen, wollte einen Spieler mit Präsenz am Netz. Und der Ex-Basketballer lernt täglich dazu. «Learning by doing. Ich brauche einfach Spielpraxis.»
Das Timing am Block wird immer besser, das Auge für Spielzüge hat er noch vom Hallenvolleyball her, wo Budinger als Aussenangreifer agierte. «Chase will sich entwickeln, kann meine Tipps gut umsetzen», lobt Rosenthal, der Gstaad-Gewinner von 2014. Budingers Entwicklung von Turnier zu Turnier sei beeindruckend. «Es sieht so aus, als hätte ich den richtigen Partner gewählt», scherzt Rosenthal.