«Musste mich gedanklich neu sortieren»
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«Gedanklich neu sortieren»:«Musste mich gedanklich neu sortieren»

Beachvolleyball-Spielerin Anouk Vergé-Dépré zur Olympia-Verschiebung
«Musste mich gedanklich neu sortieren»

Aus einem Duo wird ein Uno. In diesen Tagen wäre Anouk Vergé-Dépré mit ihrer Partnerin Joana Heidrich in die Beachvolleyball-Saison gestartet. Stattdessen steht Solo-Training und Studium an. Die 28-Jährige erzählt zudem, wie ihre Spielergewerkschaft reagiert.
Publiziert: 08.04.2020 um 16:30 Uhr
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In diesen Tagen wäre eigentlich die Beachvolleyball-Saison losgegangen für Anouk Vergé-Dépré (r.) und Joana Heidrich.
Foto: freshfocus
Nicole Vandenbrouck

BLICK: Wie sieht Ihr Alltag momentan aus?
Anouk Vergé-Dépré: Ganz anders als sonst. Einmal pro Tag steht etwas Physisches auf dem Programm, ich mache Kraft- und Ausdauertraining. Ich habe mich zudem nachträglich noch für das Semester an der Uni Fribourg eingeschrieben und mache dort mein Studium in Medien und BWL weiter. Und ich verbringe mehr Zeit mit meiner Familie als sonst in dieser Jahreszeit.

Sie sind Teil eines Duos, wie schwer fällt es Ihnen, alleine zu trainieren?
Das Physische geht noch, das trainieren wir auch sonst manchmal individuell. Aber das Ball-Training und unser Austausch fehlen mir schon, wie auch unsere Reisen an Turniere und in Trainingslager. Normalerweise wäre jetzt viel mehr los, wir wären unter Leuten, unser Programm wäre getaktet.

In dieser Zeit des Jahres würdet ihr voll in die Saison starten, wie komisch ist es, dass Joana Heidrich und Sie sich momentan nicht
sehen?

Klar, wir würden natürlich jetzt gerne zusammen spielen und kompetitiv unterwegs sein. Darauf haben wir uns vorbereitet und gefreut. Momentan nutzen wir mehr die virtuellen Möglichkeiten, schicken uns Sprachnachrichten, datieren uns auf, was gerade so läuft.

Wie schnell nach der Olympia-Absage konnten Sie sich aufs neue Ziel fokussieren, dass es nun ein Jahr länger dauert?
Es dauerte schon drei, vier Tage, bis ich das verarbeitet hatte. Im ersten Moment war es hart. Ich und sicher auch andere Athleten mussten sich gedanklich zuerst wieder neu sortieren. Doch danach war ich einfach froh, dass die Spiele nicht abgesagt worden sind. Klar, ein Jahr können wir jetzt nicht pausenlos trainieren. Irgendwann brauchen wir eine Pause, damit wir nächstes Jahr körperlich und mental den Peak erreichen.

Belastet die Ungewissheit, nicht zu wissen, wann ihr das nächste Turnier spielen könnt?
Damit umzugehen müssen wir jetzt lernen. Ich habe normalerweise gerne einen langfristigen Plan und weiss, wann ich wo bin, damit ich mich darauf einstellen kann. Das ist jetzt ein gutes Training für mich, dass ich nicht so weit vorausschauen kann. Und dass ich mir nicht ständig Gedanken mache und dadurch Energie verliere.

Und belastend in finanzieller Hinsicht?
Sei es Unternehmer oder Selbstständige, alle haben diese Ungewissheit. Dass dies alle verbindet, gibt uns vielleicht etwas Kraft. Aber klar frage ich mich auch, wie es zum Beispiel mit dem Sponsoring weiterläuft, wovon wir auch zu einem grossen Teil leben. Ich versuche, die Sponsoren und unseren Sport nun anders zu repräsentieren. Aber das ist natürlich etwas Anderes, als wenn wir auf dem Feld stehen und spielen könnten.

Musste die von Ihnen mitgegründete Spielergewerkschaft schon aktiv werden wegen dieser Corona-Krise?
Ja, wir bekamen viele besorgte Reaktionen von Spielern. Vor allem mit Fragen, wie denn nun die Olympia-Qualifikation angepasst wird. Wir haben deshalb eine Umfrage bei allen Teams lanciert, um ihre Gedanken und Inputs zu kennen, wie es ihrer Meinung nach weitergehen könnte. Wir versuchen dann, die Feedbacks der Spieler beim Weltverband anzubringen, damit sie berücksichtigt werden können.

Sie sind voll involviert in die Lösungsfindung?
Ja, interessant ist dabei, auch mal hinter die Kulissen eines so grossen Weltverbandes zu blicken. Zu sehen, mit welchen Problemen und Entscheidungen man dort konfrontiert ist. Diese Prozesse habe ich früher nicht so mitverfolgt, das ist spannend.

Tauschen Sie sich mit Ihren Verwandten in der Karibik aus? Wie nehmen sie die Problematik des Coronavirus wahr?
Weil Guadeloupe zu Frankreich gehört, gelten dort ähnliche Regeln. Ein grosser Unterschied zur Schweiz ist, dass sie sich nur im Radius von einen Kilometer um ihr Domizil bewegen dürfen für persönliche Aktivitäten. Dort ist es noch viel wärmer als bei uns, und die Leute würden wahrscheinlich noch lieber rausgehen als wir.

Anouk
9:39
I Believe In You:Anouk
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