Dass sie in Moskau ihr bisher bestes EM-Resultat erzielt haben, ist Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré nach diesem Spiel bestimmt zunächst egal. Denn die Schweizerinnen schnupperten an der Bronzemedaille.
Im Startsatz haben sie die Spanierinnen Liliana Fernandez (32) und Elsa Baquerizo (32) bestens im Griff. Die riskanten Angriffe Richtung Seitenlinien wie noch im Halbfinal stellen Heidrich und Vergé-Dépré ein. Stattdessen punkten sie oft mit wuchtigen Schlägen durch die Mitte. Auch Heidrichs Block sitzt und ist mit ein Grund für den deutlichen 21:13-Satzsieg.
Weil die Schweizerinnen aber nicht sogleich am Gezeigten anknüpfen, geraten sie in Rückstand. Die Spanierinnen ziehen nach dem 12:16 davon und versenken ihren zweiten Satzball zum 21:15. «JoAnouk» haben nur minim, aber entscheidend nachgelassen. Am Netz und in der Präzision.
Sie fangen sich nicht so schnell wieder, liegen im Tiebreak – vermeintlich – vorentscheidend und rasch 2:6 zurück. Die Selbstsicherheit ist plötzlich wie weggeblasen, die Defensive wackelt, Eigenfehler passieren wieder.
Drama im Tiebreak
Doch dann nimmt ein Drama seinen Lauf: Heidrich und Vergé-Dépré liegen 7:9 zurück, als Fernandez am Netz hochsteigt, an Heidrichs Block vorbeischlägt – und der Ball Vergé-Dépré voll im Gesicht trifft. Die 27-jährige Abwehrspielerin wirkt im ersten Moment noch okay, winkt dann aber ab und legt sich in den Sand. Sie braucht eine medizinische Auszeit, wird gepflegt. Es wirkt, als klage sie über Schwindel und Schwierigkeiten mit den Augen. Doch nach einigen Minuten entscheidet sie sich, weiterspielen zu können.
Und wer jetzt denkt, diese Episode hätte die Schweizerinnen aus dem Konzept gebracht, irrt. Nach dem 10:13-Rückstand drehen sie auf und gleichen aus. Es sind «JoAnouk», die sich den ersten Matchball erspielen beim 14:13. Doch das Duo kann in der Folge keinen ihrer insgesamt fünf (!) Matchbälle verwerten. Mit ihrem zweiten Matchball holen sich Liliana/Elsa die EM-Bronzemedaille. Moral aber, das haben die Schweizerinnen in diesem Tiebreak bewiesen.