Weil Portland-Star Erdogan kritisierte
Türken-TV zieht NBA-Playoffs den Stecker

Der NBA-Star Enis Kanter gilt in seiner Heimat Türkei als Staatsfeind – weil er Präsident Recep Erdogan kritisiert. Das geht so weit, dass seine Spiele nicht mehr im TV laufen.
Publiziert: 18.05.2019 um 09:50 Uhr
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Enes Kanter spielt in der NBA für die Portland Trail Blazers.
Emanuel Gisi

Aus Schweizer Sicht ist die NBA-Saison nicht mehr ganz so heiss: Mit Houstons Clint Capela hat sich der letzte der beiden eidgenössischen NBA-Exporte in der letzten Runde aus den Playoffs verabschiedet – die Golden State Warriors waren zu stark für die Rockets des Genfers.

Doch ein Star mit Schweiz-Bezug ist noch dabei: Enes Kanter (26), in Zürich geboren und in der Türkei aufgewachsen, spielt mit den Portland Trail Blazers um den Einzug in den NBA-Final. Eigentlich ein Ereignis in der basketballverrückten Türkei. 

Aber ausgerechnet im Land am Bosporus wird dem Duell zwischen Portland und Golden State der Stecker gezogen: Wer die ersten beiden Partien der Halbfinalserie schauen wollte, wurde mit einer Konserve eines alten Spiels abgespeist.

Der Grund: Kanter ist ein harter Kritiker des türkischen Präsidenten Erdogan. In der Vergangenheit bezeichnete Kanter, der als Anhänger des mittlerweile mit Erdogan verfeindeten Predigers Fetullah Gülen gilt, als «Diktator», als «Irren» und verglich ihn gar mit «Hitler».

Erdogans Reaktion? Jenseits von gut und böse. Für die Nationalmannschaft wird Kanter nicht mehr aufgeboten. Vor zwei Jahren wurde er auf einem rumänischen Flughafen festgenommen, weil die türkische Regierung seinen Pass anulliert hatte. Seither ist er staatenlos. Morddrohungen sind für ihn an der Tagesordnung.

Aus dieser Perspektive ist die jüngste Spitze gegen den NBA-Star schon fast harmlos: Der türkische Sender «S Spor» überträgt die Portland-Spiele nicht mehr. Dass er das nicht aus eigenem Antrieb macht, ist offensichtlich.

«Ich kann klar sagen, dass wir die Serie zwischen Warriors und Blazers nicht zeigen werden. Darüber hinaus würden wir auch eine mögliche Finalserie mit Portland nicht übertragen», so ein Sprecher des Senders zur Agentur Reuters. Nicht aus eigenem Antrieb, die Anweisung kam offensichtlich von höherer Stelle: «Diese Situation liegt nicht an uns.»

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