Vom Titelkandidaten in den Tabellenkeller
Darum muss Capela zu Schlusslicht Atlanta

Er träumte vom Titel, jetzt muss er wieder unten anfangen: Der Schweizer Clint Capela wird von Houston nach Atlanta transferiert. Und kann trotz guter Leistungen statt den Playoffs ab April Ferien planen.
Publiziert: 05.02.2020 um 14:41 Uhr
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Clint Capela im Houston-Shirt: Das war einmal.
Foto: AFP
Emanuel Gisi

Wo Clint Capela (25) eingreift, wird es spektakulär. Auf dem Parkett mit wuchtigen Dunks, athletischen Rebounds und eisenharten Blocks, daneben mit einem aufsehenerregenden Wechsel. Der Schweizer NBA-Center wird am Dienstagabend in einem Monster-Transfer von den Houston Rockets zu den Atlanta Hawks geschickt, insgesamt vier Teams und ein Dutzend Spieler sind involviert. Eine Dimension, die selbst in der NBA, wo Spieler-Tauschgeschäfte zum Alltag gehören, aussergewöhnlich ist.

Für den Genfer ist es zunächst einmal der Abschied von den Titelträumen – statt die Playoffs zu planen, kann er ab Mitte April Ferien buchen. Während Houston mit Superstars wie James Harden (30) und Russell Westbrook (31) Jahr für Jahr um die Meisterschaft spielt, liegen die Hawks abgeschlagen am Tabellenende.

In Atlanta hofft man, mit dem Schweizer für die nächsten Jahre den Abnehmer für die Pässe des aufstrebenden Spielmachers Trae Young (21) gefunden zu haben, gleichzeitig soll er unter dem Korb aufräumen. Die Vorfreude ist gross. «Ich hoffe, ihr seid noch nicht im Bett», twittert Young in der Nacht auf Mittwoch, als die Nachricht vom Capela-Zuzug durchsickert.

Aber warum wollen die Rockets den Schweizer nicht mehr? An seinen Leistungen liegt es nicht. Trotz langwieriger Fersenverletzung kommt der Genfer auf fast 14 Rebounds pro Spiel, hat die fünftbeste Wurfquote der Liga, die siebtmeisten Blocks pro Partie. Starke Werte für einen Center. Zu teuer ist er auch nicht: Mit 14,8 Millionen US-Dollar Jahresgehalt bietet der bestverdienende Schweizer Teamsportler ein solides Preis-Leistungs-Verhältnis.

Der 2,08-m-Riese scheint Opfer eines Systemwechsels zu werden: Zuletzt testeten die Rockets eine Startformation mit fünf kleinen Spielern, ohne gelernten Center – und überzeugten. Gleichzeitig bekommen sie für Capela den Distanzschützen und Defensiv-Spezialisten Robert Covington von Minnesota. Und weil die NBA-Teams eine Gesamtlohnsumme von 109 Mio. US-Dollar nicht überschreiten dürfen, muss jemand weichen, um dem neuen Spieler Platz zu machen.

Mit dem Wechsel endet auch die gemeinsame Zeit von Capela und Thabo Sefolosha (35). Die beiden einzigen NBA-Schweizer waren seit Sommer in Houston Teamkollegen, sassen in der Umkleidekabine und im Flugzeug auf Auswärtsreisen nebeneinander. «Es ist gut, jemanden im Team zu wissen, der einen ähnlichen Hintergrund, eine ähnliche kulturelle Prägung hat», sagte Capela im Dezember zu BLICK. «Jemanden, der versteht, woher man kommt.» Auch Sefolosha schätzte die Schweizer Gesellschaft. «Schon nur, dass man in der Muttersprache mit jemandem reden kann, ist Gold wert», sagte der Romand damals.

Das ist nun vorbei. Immerhin kann der Routinier seinem zehn Jahre jüngeren Landsmann mit Atlanta-Tipps weiterhelfen: Er spielte von 2014 bis 2017 selber für die Hawks und besitzt in der Stadt im Bundesstaat Georgia immer noch einen Kleiderladen.

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