Das mit Spannung erwartete Urteil im Fall Brittney Griner ist da: Die amerikanische Basketballerin ist von einem russischen Gericht zu neun Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der Staatsanwalt hatte neuneinhalb Jahre gefordert.
«Ich fordere das Gericht auf, Griner für schuldig zu erklären und sie zu neun Jahren und sechs Monaten Gefängnis zu verurteilen», hatte Staatsanwalt Nikolai Wlasenko verlangt. Die Höchststrafe für ein solches Vergehen wären zehn Jahre. Bei Griner, die neben ihrem US-Team Phoenix Mercury auch für den russischen Klub UGMK Jekaterinenburg spielt, wurden im Februar bei einer Gepäckkontrolle am Flughafen von Moskau Haschisch-Öl und Patronen für E-Zigaretten gefunden. Es soll sich um 0,5 Gramm Marihuana gehandelt haben. Besitz und Transport des Öls sind in Russland verboten. Seither sitzt Griner in Untersuchungshaft.
Sie hatte sich für schuldig bekannt. «Ich habe einen Fehler gemacht und hoffe, dass Ihr Urteil mein Leben nicht hier beendet», sagte sie vor der Urteilsverkündung. Ihr Flehen bleibt ungehört. Sie habe die Tat vorsätzlich begangen, so das Gericht. «Brittney ist verärgert, sie kann kaum sprechen», sagt Griners Anwältin Maria Blagovolina.
Bidens Intervention erfolglos
Griners Chancen in einem Berufungsverfahren werden als gering eingeschätzt. Seit Monaten fordern Sport-Stars und Politiker die Freilassung Griners. Selbst die Interventionen von US-Präsident Joe Biden und Aussenminister Antony Blinken waren bisher nicht von Erfolg gekrönt. Blinken hatte mit seinem russischen Amtskollegen Lawrow sogar über einen möglichen Gefangenenaustausch verhandelt: Entlassen die USA den russischen Waffenhändler Wiktor But, dann sollen auch Griner und ein weiterer in Russland inhaftierter Amerikaner freikommen, so der vorgeschlagene Deal.
«Heute ist die amerikanische Staatsbürgerin Brittney Griner zu einer Strafe verurteilt worden, die uns erneut daran erinnert, was wir schon wussten: Russland hält Brittney zu unrecht fest», lässt Präsident Biden in einem Statement verlauten. «Es ist inakzeptabel und ich fordere Russland auf, sie sofort freizulassen.»
Dass Griner überhaupt in Russland spielt, hat mit Geld zu tun: Hier verdient die zweifache Olympiasiegerin mit rund einer Million Dollar netto ein Vielfaches des in der US-Profiliga WNBA festgeschriebenen Maximallohns von 228'000 Dollar. Unter den besten US-Spielerinnen ist es deshalb üblich, dass sie sich während der achtmonatigen Saisonpause in den USA einem europäischen Team anschliessen. Besonders in Russland werden sie von steinreichen Klubbesitzern – in Griners Fall Oligarchen aus der Bergbau- und Metallbranche – fürstlich entlöhnt. Die lesbische Griner lebt dafür sogar in einem Land, in dem seit 2012 «homosexuelle Propaganda» verboten ist. (cmü)