Normalerweise sind sie laut und lärmig und stolz darauf. Wer in der NBA eine grosse Nummer ist, nimmt kein Blatt vor den Mund. Ob es um US-Präsident Donald Trump (73) geht, um Polizeigewalt, Rassismus, Transgender-Rechte oder die Waffengesetze im Land: Von LeBron James (34) bis zu Steph Curry (31), die Spieler in der besten Basketball-Liga der Welt haben keine Angst, zu sagen, was sie denken. Auch der Schweizer Thabo Sefolosha (35)hat sich als wacher politischer Geist profiliert.
Die politische Schlagseite: Häufig liberal, meist auf der Seite der Schwachen. Ist ja auch logisch: Drei Viertel der Spieler sind schwarz, kommen aus einfachen Verhältnissen, bekommen die immensen Schwierigkeiten in den Problemvierteln des Landes hautnah mit.
Die Liga? Findets gut. Athleten sollten sich «nicht bloss auf Sport konzentrieren», sagte NBA-Chef Adam Silver (57) vor einem Jahr. «Noch nie hatte Sport einen so grossen Einfluss auf die Gesellschaft wie heutzutage. Es spielt eine Rolle, was wir machen.»
Und dann kam China. Daryl Morey (47), Sportchef bei den Houston Rockets und mit seinem Team gerade auf Asien-Werbetournee, twitterte über die Anti-China-Proteste in Hongkong: «Kämpft für Freiheit. Steht zu Hongkong.»
Danach: Alarm! Chinesische Fans und Promis reagierten entrüstet. Chinesische Rockets-Sponsoren zogen sich und ihre fetten Geldbeträge per sofort zurück. Fanartikel verschwanden aus den Läden, zwei Testspiele und eine NBA-Gala wurden gestrichen. Rockets-Partien würden keine mehr übertragen, meldete der chinesische Rechte-Inhaber. Bitter: 800 Mio. Zuschauer schalteten letztes Jahr NBA-Partien ein. Ein Monster-Markt, der sich da abzuwenden drohte.
Und die NBA, ihre Stars, ihre Teambesitzer? Die sich sonst so gerne für Meinungsfreiheit und Demokratie einsetzen? Die kuschten. Rockets-Besitzer Tilman Fertitta (62) distanzierte sich von seinem Sportchef. Superstar James Harden entschuldigte sich sogar: «Wir lieben China.» Silver äusserte sich «entschuldigend» – und erwähnte zugleich die Meinungsfreiheit. Das viele Geld schien plötzlich wichtiger zu sein als die hehren Werte.
Das gab zuhause Ärger. Politiker von links bis rechts prügelten auf die Liga ein. Genüsslich schaltete sich auch der Präsident ein und nahm Golden-State-Trainer Steve Kerr (54) ins Visier, der ihn mehrfach hart kritisiert hatte. «Er war wie ein kleiner Junge, so gross war seine Angst, die Frage zu beantworten», pöbelte Donald Trump dazu, dass sich Kerr nicht zur China-Frage äussern wollte. «Er konnte die Frage nicht beantworten, er hat gezittert.»
Und dann sagte doch noch ein NBA-Star etwas. «Ich muss Steve im Club willkommen heissen», sagte Kerrs Schützling Steph Curry. Auf den war Trump einst losgegangen, weil er sich geweigert hatte, am traditionellen Meister-Besuch im Weissen Haus teilzunehmen.
Doch auch hier gabs keinen Klartext. «Ich weiss nicht genug über die chinesische Geschichte und wie das die moderne Gesellschaft beeinflusst», wich er aus. Curry geht mit seinem persönlichen Ausrüster jedes Jahr auf China-Tour. Aber: «Wir werden darauf zurückkommen. Das Thema geht nicht weg.» Da dürfte er recht haben.