Foto: BENJAMIN SOLAND

So lebt NBA-Sefolosha bei den Mormonen
«Meine Nachbarn hatten neun Kinder!»

NBA-Star Thabo Sefolosha im Interview über das Leben in Salt Lake City, über seine Zukunft in der NBA und über die Playoffs mit den Utah Jazz.
Publiziert: 06.03.2019 um 15:45 Uhr
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Thabo Sefolosha gefällt es in Salt Lake City.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Emanuel Gisi aus Salt Lake City

Es ist Winter, es schneit. Hier ist das Wetter ja wie in der Schweiz. Fühlen Sie sich zuhause?
Thabo Sefolosha:
Das Wetter ist nicht immer so, aber ziemlich häufig. Ein bisschen, wir sind ja jetzt seit zweieinhalb Jahren hier. Salt Lake City ist eine spezielle Stadt, aber es gefällt mir durchaus hier.

Wie würden Sie einem Touristen Salt Lake City beschreiben?
Es ist anders als das Amerika, das ich bisher kannte. Zuvor habe ich ja in Atlanta gespielt, eine sehr weltoffene Stadt, da gibt es Leute aus der ganzen Welt, aus Europa, Afrika, Südamerika. Die Restaurants sind toll, das Nachtleben auch. In Atlanta zu leben ist ein bisschen wie reisen, ohne zu reisen. Salt Lake… (überlegt) ist anders. Okay, aber anders.

Inwiefern denn?
Es ist so konservativ. Als Europäer fällt einem das vielleicht stärker auf als einem Amerikaner. Bleiben wir beim Nachtleben: Ich werde im Mai 35-jährig und muss heute noch, wenn ich mit meiner Frau und den beiden Töchtern ins Restaurant gehe, meinen Ausweis zeigen. Wir waren einmal mit Freunden essen, ich hatte meinen Schweizer Pass nicht dabei. Ich habe meinen Schweizer Führerschein gezeigt, dann meine Schweizer ID, es war klar, dass ich definitiv alt genug bin – hat alles nichts genützt. An dem Abend gabs für mich kein Glas Wein zum Essen (lacht).

Ist das die Mormonen-Kultur oder ein allgemeines US-Phänomen?
Das ist wohl an vielen Orten so. Aber die es gibt noch ein paar andere Unterschiede.

Zum Beispiel?
Unser Team hat sonntags nie ein Heimspiel. An diesem Tag ist in Utah praktisch alles zu, da bleibt man einfach zuhause. Nicht nur die Mormonen Das wird von der Liga auch respektiert.

Wie ist das Zusammenleben mit den Mormonen denn so?
Eigentlich ist das völlig entspannt. Aber bei manchen Dingen staunt man dann schon. Als wir hergezogen sind, haben wir ja viele Geschichten gehört. Aber dann haben wir unsere Nachbarn kennengelernt. Nette Leute. Aber die hatten neun Kinder! Neun! Man hört ja davon, man weiss es eigentlich. Aber das ist dann doch noch einmal verrückter in der Realität. Und raten Sie mal, wie viele Kinder die anderen Nachbarn hatten.

Keine Ahnung.
Sieben! Das ist überhaupt nicht das, was wir uns sonst gewohnt sind.

Haben Sie sich die Namen der Nachbarskinder alle merken können?
(grinst breit) Oh nein. Keine Chance. Aber ich will nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht. Die Leute hier sind sehr nett, sehr freundlich. Und es läuft nicht immer so, wie man es dem Klischee nach vermuten würde.

Was meinen Sie damit?
Die letzte Kongressabgeordnete aus Salt Lake City zum Beispiel war schwarz. Und das in diesem sehr weissen Bundesstaat. Und die aktuelle Bürgermeisterin der Stadt ist offen lesbisch. Obwohl die Menschen hier ziemlich konservativ sind. So einfach ist es also nicht. Manchmal ist es genauso, wie man es erwarten würde und manchmal das genaue Gegenteil. Kürzlich habe ich herausgefunden, warum es hier so viele Samoaner gibt.

Warum denn?
Weil die Mormonen eine Zeit lang sehr offensiv im Südpazifik missioniert haben. Und dabei den Einheimischen versprachen, sie bekämen den US-Pass, wenn sie zu ihrem Glauben übertreten. Ja, und darum gibts in Utah extrem viele Weisse und überdurchschnittlich viele Samoaner (lacht).

Wie lange sind Sie noch hier? Ihr Vertrag läuft aus.
Ich plane gar nichts. Ich versuche, die Saison stark zu beenden. Und dann schaue ich im Sommer mit meinem Agenten, welche Möglichkeiten sich bieten.

Denken Sie über den Rücktritt nach?
Nein. Das ist im Moment kein Thema. Ich fühle mich gut, ich kann immer noch in der NBA spielen. Auch nächstes Jahr.

Sie werden diese Saison so selten eingesetzt wie nie. Von aussen ist nicht ganz klar, welche Rolle Sie im Team haben. Können Sie uns aufklären?
Ich gebe zu, ich habe manchmal auch meine Probleme. Ich weiss, dass ich mich selber sein muss und so gut spielen muss, wie ich kann, egal ob es 6, 15 oder 20 Minuten pro Spiel sind. Ich hoffe, es wird mehr. Denn ich glaube, das Team kann mich gebrauchen, nicht nur für meine Führungsqualitäten.

Sprechen Sie mit Ihrem Trainer Quin Snyder darüber?
Ja. Ich habe mich ein paar Mal mit ihm zusammengesetzt. Vor allem zu Saisonbeginn, als ich echt Mühe hatte, meine Rolle im Team zu finden. Jetzt hoffe ich, dass er mich im Rennen um die Playoffs mehr einsetzt.

Stichwort Playoffs: Die Jazz kämpfen noch um den Einzug unter die Top 8. Wie sehen Sie die Chancen Ihres Teams?
Wenn wir reinkommen, ist vieles möglich. Wir müssen in den Rhythmus kommen. Bei uns in der Western Conference ist das Feld bis auf Titelverteidiger Golden State als Topfavorit weit offen.

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