Sefolosha
«Ich habe einen Traum»

BLICK-Besuch beim Schweizer NBA-Star in Atlanta. Im exklusiven Interview spricht Sefolosha über Erfolgshunger, Rassismus und Star-Allüren.
Publiziert: 24.01.2015 um 01:46 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:20 Uhr
BLICK-Leser befragen NBA-Star Sefolosha
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Von Sandro Inguscio aus Atlanta

Wie fühlt es sich an, mit Atlanta Geschichte zu schreiben?
Thabo Sefolosha (30): Grossartig. Seit ich hier bin, hatte ich nichts anderes als Spass. Ich hätte nicht erwartet, dass wir so schnell solchen Erfolg haben würden.

Was ist der Grund für den Erfolg?
Der Coach ist grossartig. Dank ihm geniessen wir es, jeden Tag zur Arbeit gehen zu dürfen. Jeder setzt das Team an die erste Stelle. Es geht nicht um den Einzelnen, wir haben keine Stars. Das ist nicht in jedem NBA-Team so. Zum Beispiel in Oklahoma, wo es oft um den Status Einzelner ging.

Ist der Erfolg nur ein Strohfeuer?
Das glaube ich nicht. Dieser Erfolg steht auf einem soliden Fundament. Wir tun nichts Aussergewöhnliches, wir machen keine unnötige Show. Wir spielen einfach nur Basketball. Jeder tut, was er kann. Jeder weiss, was seine Rolle ist.

Ihr Wechsel von Oklahoma zu Atlanta wirkte zuerst wie ein Rückschritt.
In den letzten eineinhalb Jahren bei Oklahoma war das Momentum nicht mehr auf meiner Seite. Es war Zeit weiterzugehen. Auch wenn ich mehr Angebote hatte, als ich erwartet hatte, wollte ich unbedingt zu den Hawks. Ich sah das Potenzial, hier etwas Spezielles zu erreichen.

Zum Schluss waren Sie in Oklahoma verletzt. Sassen auf der Bank. Ihr Wechsel zu Atlanta hat was Symbolisches. Schliesslich besteht das Stadtlogo aus dem Phönix, der aus der Asche emporsteigt.
(lacht) Das hat was! Aber auch wenn mich der Coach in Oklahoma nicht aufstellte, zweifelte ich nicht an mir. Ich finde, ich war wertvoller für das Team, als es wahrgenommen wurde. Jetzt bin ich wieder glücklich, Basketball spielen zu können.

In Oklahoma nervte es Sie, auf der Bank zu sitzen. Jetzt kommen Sie von der Bank und sind glücklich. Warum?
Es kommt darauf an, ob man richtig wertgeschätzt wird. Wenn man auch nur sechs Minuten spielt, dafür aber Anerkennung geniesst, ist das besser, als wenn man immer spielt und der Coach sich über einen aufregt.

Sie spielen seit acht Jahren in der NBA. Trotzdem sehen Sie sich nicht als Star. Warum?
Es kommt darauf an, wo man mich als Star bezeichnen will. In Vevey bin ich vielleicht ein Star (lacht). Nicht aber in der NBA. Man muss wissen, wer man ist. Ich werde mich nicht anders geben, nur weil die Leute das gerne von mir hätten. Ich bin ein normaler Kerl, der einfach gerne Basketball spielt.

Bisher wurden die Hawks in Atlanta beobachtet, aber nicht gefeiert. Kommt jetzt Enthusiasmus auf?
Zu Beginn der Saison war die Halle an einem Samstag vielleicht gut gefüllt, aber an einem Dienstag halb leer. Jetzt sind die Spiele immer ausverkauft! Jetzt werden wir plötzlich ernst genommen und beachtet! Und das ist richtig so. So wie wir spielen, gibt es für uns keine Grenzen.

Atlantas berühmtester Sohn, der Bürgerrechtler Martin Luther King, sprach einst die legendären Worte: «Ich habe einen Traum!» Träumen Sie vom Titel?
Es könnte klappen. Es wäre unglaublich. Ich will nicht zu weit vorgreifen, aber ja, wir haben einen Traum!

So gut es auf dem Platz läuft, so unschön sind die Rassismus-Vorwürfe gegen Ihren Klub-Boss. Was halten Sie davon?
Rassismus hat auf der Welt keinen Platz. Nur Menschen mit niedriger Intelligenz können rassistisch sein. Als ich hörte, was der Manager gesagt haben soll, hat mich das verletzt. Und um ehrlich zu sein, habe ich keinen Bock, solchen Leuten die Hand zu schütteln. So einen Boss will ich nicht haben. Ich bin froh, dass die NBA sich darum kümmert.

Ihr Vater ist aus Südafrika, war von der Apartheid geprägt. Haben Sie selbst schon Erfahrungen mit Rassismus machen müssen?
Mein Vater mehr als ich. Auch ich hab mir früher von älteren Leuten im Bus anhören müssen, dass ich dorthin zurückgehen solle, wo ich herkomme. Ich habe meinen Weg gemacht. Aber Vorfälle wie in Paris zeigen, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben. Bis sich alle Menschen respektieren. Egal welche Hauptfarbe, egal welche Religion.

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