Sein Coach redet nicht um den heissen Brei herum. «Clint hat ein Monster-Spiel gemacht», sagt Mike D’Antoni. Der Trainer der Houston Rockets sieht in diesen Tagen den besten Clint Capela aller Zeiten. Abend für Abend räumt der Schweizer unter den Körben in der NBA auf. Zum Beispiel, wenn er wie in der Nacht auf Freitag hochschnellt und Golden-State-Superstar Kevin Durant in letzter Sekunde den sicher geglaubten Dunk klaut. Der hat vor einem Jahr noch öffentlich über Capela gespottet. So kann man sich täuschen.
Karriere-Bestmarke für den Schweizer
Das Duell mit Durant und seinen hochdekorierten Kollegen ist ein Spiel für die Geschichtsbücher und Capela trägt seinen Teil dazu bei. Gegen Titelverteidiger Golden State wuchtet sich der 24-jährige Schweizer noch einmal auf ein neues Level. 29 Punkte gelingen dem 2,08 Meter grossen Center – Karriere-Bestmarke! 46 Minuten steht er inklusive Verlängerung auf dem Parkett – so lange wie noch nie! Die beeindruckenden 21 Rebounds, die er sich dazu noch schnappt, sind schon fast eine selbstverständliche Zugabe, wenn man die letzten Monate betrachtet.
Superstar Harden ist begeistert
Mit 135:134 bezwingen Capelas Rockets Titelverteidiger Golden State, auswärts, in extremis, zwischenzeitlich liegen sie mit 20 Punkten im Rückstand, Houstons bärtiger Superstar James Harden trifft eine Sekunde vor der Sirene gegen zwei Gegenspieler mit einem Dreipunktewurf. «Ein wahnsinniges Spiel», sagt Capela danach. «Ich spiele jetzt seit mehr als vier Jahren mit ihm zusammen, so einen Wurf habe ich von Harden noch nie gesehen.» Er selber habe einfach gewusst: «Wir müssen immer weitermachen. Bis es klappt. Ich habe einfach versucht, mir jeden Ball zu schnappen, den ich irgendwie erreichen konnte.»
Und wie ihm das gelingt. Capela macht wohl das beste Spiel seiner Karriere, er ist der erste Name, der Harden nach dem Sieg lobend über die Lippen kommt.
«Das ist erst der Anfang»
Zum zehnten Mal in dieser Saison fischt er mehr als 15 Rebounds aus der Luft. In der ganzen vergangenen Spielzeit, in der er zum Star aufgestiegen ist und zur Belohnung einen 90 Millionen Dollar schweren Fünfjahresvertrag unterschreiben konnte, hat er das elfmal geschafft. Die Investition hat sich für die Rockets längst ausbezahlt.
Und der in einfachen Verhältnissen aufgewachsene Schweizer weiss auch etwas mit seinem vielen Geld anzufangen. Vor Weihnachten hat seine CC15-Stiftung den Betrieb aufgenommen, sie unterstützt alleinerziehende Eltern und Kinder in Kinderheimen. Aus gutem Grund. «Ich habe selber sieben Jahre in Heimen verbracht», sagt er. «Jetzt will ich anderen helfen.»
Bisher sind Institutionen in Houston zum Handkuss gekommen. Es soll noch nicht alles gewesen sein. «Das ist erst der Anfang», so der Schweizer auf Twitter. «Wir planen grosse Dinge!» Er meint seine wohltätige Arbeit. Aber auch die Gegner auf dem Parkett dürften gewarnt sein.