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NBA-Star Enes Kanter wird von Erdogan gejagt
«Ich bekomme seit Jahren Todesdrohungen»

Während türkische Fussballer salutierend Regime-Treue demonstrieren, kämpft NBA-Star Enes Kanter gegen Erdogan. Mit schweren persönlichen Folgen.
Publiziert: 16.10.2019 um 19:42 Uhr
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Boston Celtics' Enes Kanter wird das Leben von Recep Tayyip Erdogan zu Hölle gemacht.
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Emanuel Gisi

Enes Kanter (27) ist sich das schon langsam gewöhnt. Wo er auch hingeht, wird der NBA-Star belästigt, angebrüllt, gejagt. Als «Verräter» wurde er zuletzt von zwei Männern lautstark beschimpft, die ihn abpassten, als er nach dem Freitagsgebet eine Moschee in Boston verliess.

«Das war kein Einzelfall», sagt Kanter im «Boston Globe». «Ich bekomme seit Jahren Todesdrohungen.» Dazu kommen reihenweise Schikanen. Im Sommer veranstaltete er rund 50 Basketball-Camps für Kinder, verstreut in den ganzen USA. «Türkische Diplomaten haben versucht, bei den Veranstaltungs-Orten anzurufen, sie einzuschüchtern, um die Camps abzusagen. Vor zwei Wochen haben türkische Minister in New York Mitglieder der türkischen Community besucht und damit geprahlt, dass sie mich durch die USA jagen und meine Events ausfallen lassen.»

Seinen Pass hat die türkische Regierung eingezogen, der in Zürich geborene Sohn türkischer Eltern ist staatenlos. 2021 will er US-Amerikaner werden.

«Hitler unseres Jahrhunderts»

Dahinter steckt die Fehde des Spielers der Boston Celtics mit dem türkischen Machthaber Recep Tayyip Erdogan (65). Erdogan rief Kanter zum «Staatsfeind Nummer 1» aus, weil dieser als Anhänger des Predigers Fetullah Gülen (78) gilt. Den sieht Erdogan als Terroristen und Drahtzieher hinter dem Putschversuch von 2016.

Nun ist auch Kanter keiner, der harte Worte scheut. Mehrfach hat er Erdogan als «Hitler unseres Jahrhunderts» bezeichnet. Und er wird auch künftig nicht schweigen. «Ich nutze die Plattform, die ich dank dem Basketball habe, um sicherzustellen, dass über Erdogans Grausamkeit und Verachtung für die Menschenrechte gesprochen wird», sagte er 2018 im «Time»-Magazin. «Wenn du dich gegen Erdogan stellst, kann das dein ganzes Leben und das von allen um dich herum beeinflussen. Für mich ist es seit drei Jahren zu gefährlich, in die Türkei zu reisen. Als ich das letzte Mal zu Besuch war, hat die Regierung die Schule meines Bruders zerstört und meinen Zahnarzt und dessen Frau ins Gefängnis gesteckt.»

Und auch Europa meidet Kanter mittlerweile. Vor einem Jahr flog er mit den New York Knicks zum Europa-Gastspiel nicht nach London – aus Angst um sein Leben. Er könne in England «leicht von türkischen Agenten gekidnappt oder getötet werden», fürchtete er.

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