«In der NBA ist man nie sicher»
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Wird Capela noch getradet?«In der NBA ist man nie sicher»

NBA-Schweizer im Interview
So schwierig war Capelas Sommer

Erstmals kommt die Karriere von NBA-Schweizer Clint Capela etwas ins Stocken. Geben ihm ein neuer Wurf und Mamas Küche neuen Schub?
Publiziert: 19.07.2019 um 01:21 Uhr
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Bei Clint Capela läuft aktuell nicht alles rund.
Foto: Getty Images
Emanuel Gisi

Es ist ein neues Gefühl für Clint Capela. Zum ersten Mal in seiner Karriere muss der Schweizer NBA-Star in Diensten der Houston Rockets so richtig einstecken. Nach dem Playoff-Aus gegen den Erzrivalen Golden State wird der 2,08-Meter-Riese hart kritisiert. Zu wenig ist von ihm in den Spielen gegen den Titelfavoriten gekommen. Ob der Genfer Über-Athlet wirklich der Mann ist, der die Rockets in die höchsten Sphären katapultieren kann, fragt man sich in Houston. Konkret: Kann man mit Capela den Titel gewinnen? Denn darunter machen sie es in Texas nicht.

«Das ist das Leben in der NBA, das gehört dazu», sagt der 25-Jährige zu BLICK. Er klingt abgeklärt, nach fünf Saisons in der besten Liga der Welt. Ums Handgelenk trägt er eine goldene Rolex, auf der Nase sitzt als modisches Accessoire eine schmalrandige Brille. Schöne Dinge kann er sich locker leisten, seit er vergangenen Sommer einen Mega-Vertrag unterschrieb, der ihm über fünf Jahre 90 Millionen Dollar einbringen kann. Doch Capela ist da, um zurückzugeben. In Genf leitet er dieser Tage ein Basketball-Camp für Kinder und Jugendliche, bevor er im August mit der Schweizer Nati vier Spiele bestreiten wird. «Wenn du gut spielst, jubeln alle mit dir, wenn du schlecht spielst, dann bekommst du es eben zu hören», führt er aus.

Fans demolieren sein Auto

Doch es bleibt nicht nur bei kritischen Worten. Ein paar Tage nach dem Playoff-Aus demolieren Rockets-Fans seinen Range Rover. Eingeschlagene Scheiben, zerkratzte Carosserie, zerstörtes Interieur – die Vandalen leisten ganze Arbeit! «Ich war nicht in der Stadt, als es passiert ist», erklärt Capela. «Das Auto war in der Innenstadt parkiert, da gibt es viele Bars und Nachtklubs. Und dementsprechend auch betrunkene Fans. Die haben sich daran wohl abgearbeitet.»

Mittlerweile ist das Fahrzeug wiederhergestellt – doch damit noch nicht genug der Widrigkeiten: Im Juni werden die Gerüchte immer lauter, Capela könnte aus Houston wegtransferiert werden. Sportchef Daryl Morey biete ihn «aggressiv» auf dem Transfermarkt an. Nur ein Jahr, nachdem der aus ärmsten Verhältnissen stammende Schweizer seinen grossen Vertrag unterschrieb. «Natürlich tut das weh», sagt Capela. «Ich hoffe, ich muss nicht wechseln. Aber als das alles in der besonders heissen Phase war, war ich in den Ferien, habe es mir gut gehen lassen. Ich kann es ja nicht kontrollieren, man muss einfach abwarten, was passiert.»

«Ich muss aggressiver werden»

Mittlerweile scheint ein Capela-Deal nicht mehr ganz oben auf der Prioritätenliste zu stehen. Aber der Genfer weiss: Er muss sich noch einmal steigern. «Ich muss aggressiver werden», sagt er. «Und konstanter. Ich zeige manchmal Spielzüge, mit denen ich die Gegner zum Staunen bringe. Dinge, die sie von mir nicht erwarten. Aber das passiert noch zu selten, da muss mehr kommen.» Darum erweitert er nun das Repertoire. «Sein Sprungwurf aus der Halbdistanz sieht schon sehr gut aus», schwärmte Houston-Assistenzcoach John Lucas bereits diesen Frühling gegenüber BLICK. Den will Capela, bisher vor allem für Punkte durch spektakuläre Dunks und Würfe aus nächster Korb-Nähe bekannt, in der nächsten Saison auspacken. «Und vielleicht mache ich auch ein paar Schritte zurück und versuche einen Dreier», witzelt er.

Seinen Schalk hat der Genfer spätestens in der Heimat wieder gefunden. Hier leitet er das Basketball-Camp, hier besucht er seine alten Freunde und seine wichtigste Bezugsperson. Sein Grinsen wird immer breiter: «Als erstes bin ich zu Mama gefahren und habe bei ihr gegessen.»

Ein paar Tage noch darf sich Capela von Mamas Küche verwöhnen lassen, dann geht es mit der Basketball-Nati ins Trainingslager. Für einen NBA-Spieler nicht selbstverständlich, für seine Nationalmannschaft aufzulaufen. «Es bedeutet mir die Welt, für die Schweiz zu spielen», sagt er dagegen. Und dann, im Herbst, geht es zurück nach Nordamerika. Nach Houston, wenn nichts Verrücktes mehr passiert. Mit Russell Westbrook haben die Rockets einen neuen Superstar verpflichtet, dazu ist mit All-Star James Harden eine weitere «Die Liga ist weit offen», sagt Capela. «Wir können den grossen Wurf schaffen.» Dort, wo alles noch ein bisschen grösser ist, hat der Schweizer aus Genf noch ein paar kritische Mäuler zu stopfen. Capela ist überzeugt: Mit Capela kann man den Titel gewinnen. Darunter will er es nicht machen.

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