Clint Capela (25) schreibt gerade Geschichte. In dieser Saison wird der Schweizer NBA-Star zur Naturgewalt unter dem Korb. In seinem Hoheitsbereich holt sich der 2,08 Meter grosse Genfer in Diensten der Houston Rockets einen freien Ball nach dem anderen: 19 oder mehr Rebounds sind ihm in den letzten sieben Spielen gelungen.
Klingt nach viel? Ist extrem viel! Was Capela in den letzten Partien geschafft hat, kann vor ihm in der Geschichte der NBA erst einer vorweisen: Dennis Rodman (58). Der «Board Man» war in den 1980er- und 1990er-Jahren einer der dominantesten Rebounder der Liga (7-mal in Folge die meisten Rebounds), holte dazu mit den Detroit Pistons und später mit den Chicago Bulls von Superstar Michael Jordan insgesamt fünf NBA-Titel. Auf dem Parkett zementierte er bis zum Ende seiner NBA-Karriere im Jahr 2000 seinen Ruf als grosser Defensivkünstler. «Vermutlich der beste Angriffs-Rebounder in der NBA-Geschichte», heisst es auf der offiziellen Liga-Webseite über ihn.
Rodman eilt von einer Eskapade zur nächsten
Abseits der Arenen ist Rodman für seine Eskapaden legendär. Zuletzt hatte er 2018 einen grossen Auftritt, als er in Pjöngjang seinen «Freunden Donald Trump und Marschall Kim Jong-un» dabei helfen wollte, Frieden zwischen den USA und Nordkorea zu schliessen. In einem bizarren TV-Interview auf «CNN» brach er in Tränen aus. «Das nordkoreanische Volk hat Herz, Seele, Charisma und liebt einander», meldete er via Live-Schaltung in die Heimat.
Fast schon die logische Konsequenz der bisherigen Karriere des schillernden Stars. Vom Bad-Boy-Image mit Tattoos, verrückten Haarfarben und Piercings über Alkoholprobleme, Radio-Interviews per Telefon, bei denen seine Bettgespielinnen zu hören waren, Blaufahrten und einen misslungenen Selbstmordversuch bis zu einem Auftritt in einem Brautkleid 1996, mit dem er seine Autobiografie «Bad As I Wanna Be» bewarb, hält er die US-Amerikaner seit Jahren in Atem.
Madonna bot Geld für ein Baby von Rodman
Auch seine Frauengeschichten: Nicht von schlechten Eltern. Dreimal war Rodman verheiratet, darunter auch ganz kurz mit Baywatch-Sternchen Carmen Electra: Die Ehe hielt von November 1998 bis April 1999. Vielbeachtet auch seine Affäre mit Pop-Superstar Madonna.
Die Sängerin flog ihn nicht nur regelmässig per Privatjet ein, sondern habe ihn auch für ein Baby bezahlen wollen. «Sie bot mir 20 Millionen Dollar», behauptete Rodman diese Woche in der Sendung «Breakfast Club», «wenn sie von mir schwanger werden würde. Die Bedingung war einfach, dass ich das Geld erst bekomme, wenn das Baby zur Welt gekommen ist.»
Knackt Capela den Rekord?
Diesen durchgeknallten Vogel kann Capela in der Nacht auf Donnerstag nun hinter sich lassen, wenn er gegen Miami wieder mindestens 19 Rebounds aus der Luft pflückt. Es wäre ein grosser Moment für den Schweizer und ein weiterer Beleg dafür, wie er sich in der NBA festgespielt hat.
Auch wenn er in Sachen Nebengeräusche nie mit Rodman mithalten können wird. Die einzigen Extravaganzen, die sich der Genfer leistet, sind seine blonde Strähne, die er sich ins schwarze Haar gefärbt hat. Und die schicken Anzüge, mit denen er gerne zu Spielen erscheint.
«Er kratzt erst an der Oberfläche»
Davon abgesehen konzentriert er sich aufs Wesentliche. Zu seinem Glück, denn da dürfte noch mehr kommen. «Er kratzt erst an der Oberfläche», sagt Rockets-Routinier Tyson Chandler (37) zu «Sports Illustrated» über den jungen Schweizer Kollegen.
«Er versteht noch gar nicht, wie stark er das Spiel beeinflusst. Er wird noch stärker und schneller werden. Und auf der mentalen Seite wird das Spiel für ihn langsamer, die Gegenspieler werden kleiner wirken.» Vielleicht muss bald die nächste Legende vor Capela um ihren Rekord zittern.