Lauf, Jason, lauf!
Jason McElwain ist Autist und der wahre Forrest Gump

Die Geschichte dieses jungen Amerikaners tönt wie ein Hollywood-Film. Aber sie ist wahr.
Publiziert: 28.09.2012 um 10:26 Uhr
|
Aktualisiert: 13.10.2018 um 02:51 Uhr
Von Oliver Görz

Der 15. Februar 2006 verändert Jason McElwains Leben von einer Minute auf die andere. Genau genommen sind es vier Minuten. Vier Minuten, die als Video im Internet bis heute millionenfach angeschaut wurden. Die aus einem damals 17-jährigen Autisten über Nacht einen Star machen. Und die seit dieser Woche eine Fortsetzung haben.

Ihren Anfang nimmt die Geschichte vor sechseinhalb Jahren bei einem Basketballspiel zweier Schulmannschaften. Jason, der durch ein Integrationsprogramm für Behinderte die Athena High School in seiner Heimatstadt Rochester besucht, liebt Basketball. Doch sein Autismus und mangelnde körperliche Voraussetzungen verhindern, dass er es ins Schulteam schafft. Immerhin: Der Coach hat ihn zum Mannschaftsbetreuer gemacht, sodass der Junge mittrainieren und bei den Spielen dabei sein kann.

Sechs Dreier in vier Minuten

Für den Saisonfinal hat sich der Trainer etwas Besonderes ausgedacht. Weil sein Team vier Minuten vor Schluss klar in Führung liegt, schickt er Jason aufs Feld – zu seinem ersten Spiel überhaupt. Hunderte Mitschüler auf der Tribüne jubeln begeistert.

Was dann passiert, hat einer mit der Videokamera festgehalten. Ein erster Korbversuch von Jason geht noch daneben. Doch Sekunden später trifft er mit einem Dreipunktewurf, als wäre es das Leichteste der Welt. Die Halle tobt, der Videofilmer kann die Kamera kaum noch ruhig halten. Kurz darauf versenkt Jason wieder einen Dreier. Und dann noch einen. Und noch einen. Insgesamt sechs.

Als die Schlusssirene ertönt, hat er 20 Punkte erzielt – eine Trefferquote, die selbst für NBA-Stars aussergewöhnlich ist. «Ich war heiss wie eine Pistole», beschreibt er seinen Rausch.

Die unglaubliche Geschichte verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Das Amateurvideo macht die Runde, alle grossen TV-Sender berichten über den «Wunderknaben». Ein paar Wochen später schüttelt ihm der damalige US-Präsident George W. Bush die Hand. Und Jason trifft NBA-Grössen wie «Magic» Johnson, Kobe Bryant oder Dirk Nowitzki.

Danach verläuft sein Leben wieder in ruhigen Bahnen. Nach der Schule arbeitet er in einem Supermarkt, später in einer Bäckerei. Er entdeckt neben Basketball auch seine Leidenschaft fürs Laufen – wie Filmheld Forrest Gump im gleichnamigen Hollywood-Streifen.

Limite für Boston-Marathon

Seit vergangenem Sonntag ist Jason in den USA plötzlich wieder in aller Munde. In Rochester läuft der 23-Jährige seinen ersten Marathon – in glänzenden 3:01:41 Stunden. «Es war das Anstrengendste, was ich je gemacht habe», sagt er. Aber er hat noch nicht genug.

Denn mit seiner Zeit qualifiziert sich Jason McElwain auf Anhieb für den Boston-Marathon, den traditionsreichsten aller Städteläufe. Und man kann fast sicher sein, dass er auch dort für Aufsehen sorgen wird. Die Augen werden jedenfalls wieder auf ihn gerichtet sein.

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Was ist Autismus?

Menschen mit Autismus nehmen aufgrund komplexer Störungen des zentralen Nervensystems sich und die Welt anders wahr. Sie haben Schwierigkeiten, Bedeutungen und Regeln innerhalb von Kommunikation und Sozial-Verhalten zu erkennen. Die Welt ist für sie unverständlich, überwältigend und Angst auslösend. Autismus tritt bereits in den ersten drei Lebensjahren auf. Auf 1000 Einwohner kommen statistisch 6 bis 7 Autisten. Mehr Knaben als Mädchen – Verhältnis 4:1.

Unter den Autisten gibt es Inselbegabte – in Bereichen wie Rechnen, Musik oder Technik sind ihre Fähigkeiten überdurchschnittlich. Sport kann Autisten helfen. Vor allem Einzelsportarten wie Schwimmen oder Leichtathletik – auch Reiten, weil sich Autisten mit Tieren besser verstehen als mit andern Menschen. Bekannte Autisten sind der Japaner Satoshi Tajiri («Erfinder» von Pokemon) oder die US-Schauspielerin Daryl Hannah.

Menschen mit Autismus nehmen aufgrund komplexer Störungen des zentralen Nervensystems sich und die Welt anders wahr. Sie haben Schwierigkeiten, Bedeutungen und Regeln innerhalb von Kommunikation und Sozial-Verhalten zu erkennen. Die Welt ist für sie unverständlich, überwältigend und Angst auslösend. Autismus tritt bereits in den ersten drei Lebensjahren auf. Auf 1000 Einwohner kommen statistisch 6 bis 7 Autisten. Mehr Knaben als Mädchen – Verhältnis 4:1.

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