«Jeder ist hinter mir her»
500'000 Dollar Kopfgeld auf NBA-Star ausgesetzt

Nach kritischen Aussagen gegenüber der Türkei und China steht der vertragslose NBA-Spieler Enes Freedom auf der türkischen Fahndungsliste für Terroristen.
Publiziert: 18.01.2023 um 18:29 Uhr
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Auf den Basketballspieler Enes Freedom wurde von der Türkei ein Kopfgeld über 500'000 Dollar ausgesetzt.
Foto: AFP

Von 2011 bis 2022 spielte Enes Freedom (bis 2021 Enes Kanter) in der NBA. Er war ein solider Offensivspieler, der bei insgesamt sechs Teams unter Vertrag stand, seit letztem Jahr allerdings vereinslos ist.

Doch neben dem Basketball setzte sich Freedom, der 1992 als Sohn eines türkischen Studenten in Zürich geboren wurde, auch oft politisch ein. So kritisierte er das türkische Erdogan-Regime und sprach Menschenrechtsverletzungen in China an.

Haftbefehl aus der Türkei

2017 wurde ihm gar der türkische Pass annulliert, nachdem er den Präsidenten Recep Tayyip Erdogan scharf kritisiert hatte. Seither hat die Türkei einen Haftbefehl gegen Freedom erlassen, weil er «Mitglied einer terroristischen Vereinigung» sei. Darauf stellte er einen Antrag auf die US-Staatsbürgerschaft, welcher 2021 bewilligt wurde. Zu diesem Zeitpunkt liess er sich auch von Enes Kanter in Enes Freedom umbenennen.

Der grosse Schock folgte jetzt kürzlich: Die Türkei setzte ihn auf die Liste der meistgesuchten Terroristen und ein Kopfgeld von 500'000 Dollar auf ihn aus. Dies mache es jetzt so gefährlich für den Basketballspieler, sagt er.

«Sie tun alles, um mich zum Schweigen zu bringen»

«Vor dem Kopfgeld war nur der türkische Geheimdienst hinter mir her, aber jetzt ist jeder hinter mir her, weil jeder das Geld will. Wegen meiner Reichweite wird alles, was ich sage, überall verbreitet, und die türkische Regierung hasst das. Sie haben es wirklich satt, und sie tun alles, um mich zum Schweigen zu bringen», so der Nummer-3-Pick des NBA-Drafts 2011.

Seit das Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wurde, befinde er sich in ständigem Kontakt mit den Strafverfolgungsbehörden und dem FBI. «Ich werde rund um die Uhr beschützt. Ich melde mich zu Wort, weil ich nicht der Einzige auf dieser Liste bin.»

Auf der Liste sollen auch viele andere Sportler, Journalisten und Aktivisten stehen. Für diese wolle sich Freedom einsetzen: «Diese Leute sind nicht so bekannt wie ich. Sie sind viel leichtere Ziele - und sie sind alleine da draussen.» (bjl)

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