Äusserst selten outen sich männliche Spitzensportler als homosexuell. Die meisten – wenn überhaupt – erst nach ihrer Karriere. Mit Marco Lehmann tut es jetzt aber ein Aktiver, wie im vergangenen Jahr bereits Schwinger Curdin Orlik.
Im «Tagesanzeiger» öffnet der 27-jährige Lehmann sein Herz. Der Basketballer, der als einer der besten des Landes gilt und es bis zum Spitzenteam Fribourg Olympic schaffte, sagt offen: «Ich bin Marco Lehmann. Basketballer, Landschaftsarchitekt und schwul.» Mit seinem Coming-Out macht er einen weiteren Schritt in der Enttabuisierung der Homosexualität in der Gesellschaft und besonders im Spitzensport.
«Du wirst zu einem guten Lügner»
Erstmals merkt Lehmann mit 15 oder 16, dass er schwul ist. Über die Jahre hinweg verschleiert er es im Sport – seine Familie und enge Freundinnen und Freunde wissen von Anfang an Bescheid. Aber keiner in der Mannschaft. Nicht der beste Kumpel im Team, nicht der Trainer, nicht der Klub-Präsident.
«Als schwuler Spitzensportler wirst du zu einem guten Lügner», sagt Lehmann. Wenn er darauf angesprochen wird, wieso er nie mit einer Freundin gesichtet wird, schiebt er es auf das Basketball. «Ich bin mit dem Sport verheiratet und habe keine Zeit für anderes.»
Mit 20 hat er seinen ersten Freund. Das Versteckspiel im Basketball geht immer weiter. Beispielsweise geht er mit den Eltern zur Topskorer-Gala, nach einem Spiel gibts keinen Kuss sondern ein Abklatschen. «Und bloss nicht händchenhaltend durch die Stadt laufen.
Schlimme Aussage eines Mitspielers
Dass er sich in seinem Berufsumfeld nicht outet, basiert auf der ständigen Angst vor dem Karriereende. «Wenn mich wegen meines Schwulseins kein Klub mehr will, ist meine Karriere vorbei», sagt Lehmann.
Auch die Akzeptanz innerhalb der Mannschaft macht ihm zu schaffen. Bei einer Auswärtsfahrt sagt einst ein Mitspieler im Car: «Umbringen sollten sich die.» Die? Schwule. Diese explizite Erfahrung macht Lehmann zu einem absolut schlechten Zeitpunkt – er wollte sich eigentlich bald den engsten Mitspielern öffnen. Das wirft ihn aber um Jahre zurück.
Kontakt mit Curdin Orlik
Und heute steht er da und outet sich im «Tagesanzeiger». Dass es so weit gekommen ist, daran hat auch Curdin Orlik seinen Anteil. Lehmann nimmt Kontakt mit dem Schwinger auf, der sich im März 2020 im «Tagesanzeiger-Magazin» outete. «Er versteht mich und meine Lage wirklich. Man kann das nur verstehen, wenn man selber Spitzensport betreibt.»
Die Enttabuisierung der Homosexualität ist dank Lehmann und Orlik in der Schweiz weiter im vollen Gang. Michel Rudin, der Co-Leiter von Pink Cross, dem Dachverband für schwule Männer, sagt: «Das ist gewaltig und könnte den Dominoeffekt verstärken, der momentan in der Schweiz zu spüren ist.» (leo)
Früh weiss der Bülacher, dass er sich auf Basketball konzentrieren will. Trotz seiner «nur» 1.86 Meter Körpergrösse schafft er es zu bestem Schweizer Niveau. Via BC Alte Kanti Aarau und GC landet er 2016 bei Swiss Central Basket aus Luzern in der NLB. 2019 wagt er den Schritt zu NLA-Serienmeister Fribourg Olympic. Sein Verträg läuft 2020 aus. In Lausanne gründet er ein 3x3-Team. In diesem Format gehört er zur Weltspitze und qualifizierte sich zuletzt mit der Schweiz für die EM.
Früh weiss der Bülacher, dass er sich auf Basketball konzentrieren will. Trotz seiner «nur» 1.86 Meter Körpergrösse schafft er es zu bestem Schweizer Niveau. Via BC Alte Kanti Aarau und GC landet er 2016 bei Swiss Central Basket aus Luzern in der NLB. 2019 wagt er den Schritt zu NLA-Serienmeister Fribourg Olympic. Sein Verträg läuft 2020 aus. In Lausanne gründet er ein 3x3-Team. In diesem Format gehört er zur Weltspitze und qualifizierte sich zuletzt mit der Schweiz für die EM.