Er hat Rekorde gebrochen, Titel gewonnen, ein Vermögen verdient: Ex-NBA-Superstar Michael Jordan ist für viele der beste Basketballer des letzten Jahrhunderts. Dem sechsfachen Champion mit den Chicago Bulls wurde nun eine Doku-Serie gewidmet, «The Last Dance» läuft auf Netflix, die Erwartungen waren hoch.
Und gleich in der ersten Folge wird der 57-Jährige gefragt, ob er sich daran erinnert, dass die Bulls in den 80er Jahren als «reisender Kokain-Zirkus» betitelt worden waren. Jordan lacht laut los, erkauft sich damit etwas Zeit, sagt zunächst, dass er davon nie etwas gehört habe.
Doch dann erzählt das mehrfache All-Star-Teammitglied doch noch. Von seiner Debüt-Saison 1984/85 bei Chicago, nach der er zum besten Rookie gewählt worden war. Auf einem Auswärtstrip während der Saisonvorbereitung platzt er in ein Hotelzimmer, in dem praktisch das gesamte Team versammelt war. «Dort gab es Dinge, die ich als junger Mann noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Auf einer Seite waren Kokain-Linien auf dem Tisch, auf der andern Seite sassen die Kiffer, und weiter drüben die Frauen», sagt er in der Dokumentation.
Nur Orangensaft und 7-Up
Der damals erst 21-Jährige sei geschockt gewesen, wollte nur noch da raus. «Ich konnte nur denken, dass ich genauso schuldig bin wie alle anderen im Raum, wenn jetzt die Polizei kommen und uns verhaften würde. Und von diesem Moment an war ich mehr oder weniger für mich.» Jordan betont, dass er nie an den Drogen-Partys teilgenommen habe. «Ich rauchte nicht, ich zog keine Linien hoch, ich habe damals nicht mal getrunken. Ich wollte mich nur ausruhen und dann rausgehen und spielen.»
Dieses Saubermann-Image bestätigt in «The Last Dance» auch Jordans damaliger Teamkollege Rod Higgins (60): «Was auch immer andere neben dem Spielfeld getan haben mögen, ob es nun eine Party oder etwas Anderes war, es war nichts, was Michael auch tun wollte. Orangensaft und 7-Up waren sein Ding.»
Jordan gewann 1991 seinen ersten Titel mit den Bulls, weitere fünf folgten, bevor er 2003 seine unglaubliche Karriere beendete. Das skandalfreie Image des US-Amerikaners verlor nur kurz an etwas Glanz, als ihm Mitte der 90er Jahre eine Spielsucht und Spielschulden vorgeworfen wurden. Ein Jahrzehnt später erklärte er, dass diese aber nie seine Existenz bedroht hätten. 2015 wurde Michael Jordan in der Forbes-Liste erstmals als Milliardär geführt.