BLICK: Wie kann es sein, dass man Sie in Ihrer Heimat kaum kennt?
Clint Capela: Weil wir in der Schweiz bereits riesige Persönlichkeiten wie Federer oder Wawrinka haben, die zu den Besten in ihrem Sport gehören. Und das tue ich noch nicht. Wenn ich eines Tages einen NBA-Meisterring am Finger trage, könnte sich das ändern.
Würden Sie sich mehr Anerkennung wünschen?
Nein, das wird mit der Zeit schon kommen, da mache ich mir keine Sorgen. Es ist mir fast wichtiger, dass in den USA über mich gesprochen wird. Wenn ich einen guten Deal haben will, dann muss ich dort bekannt sein.
Ist Ihnen die Schweiz überhaupt noch wichtig?
Das ist meine Heimat! Ich bin hier geboren, meine Freunde sind hier. Dass ich in den USA berühmter bin, ist normal. Das war schon so, als ich in Frankreich gespielt habe. In der Schweiz habe ich meine Fähigkeiten ja nie unter Beweis gestellt.
Haben Sie als Kind schon von der NBA geträumt?
Als Kind träumte ich davon, Fussballprofi zu werden! Ich begann erst mit 13 Jahren wegen meines Bruders Basketball zu spielen. Ich besuchte seine Spiele und warf in der Pause ein paar Körbe. Ein Jahr später begann ich im Klub zu spielen und dachte: Mal schauen, wo das hinführt. Es lief dann ziemlich schnell, ziemlich gut. (lacht)
Sind Sie immer noch Fussballfan?
Und wie! Ich schaue viele Spiele, spiele jeden Tag auf der Playstation. Früher war ich wegen Thierry Henry Fan von Arsenal, heute ist PSG mein Lieblingsteam.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie letztes Jahr von den Rockets auserwählt wurden?
Ich war glücklich, und gleichzeitig war mir bewusst: Da kommt eine Menge Arbeit auf dich zu! Ich wusste, dass es hart wird, und das wurde es auch. Ich verpasste wegen meiner Verletzung die Vorbereitung und musste ins Farmteam.
Wie gingen Sie damit um?
Es war mental sehr hart. Du bist 20 Jahre alt, spielst in einer Ortschaft, von der du nicht einmal den Namen kennst. Ich kannte niemanden, fühlte mich einsam. Aber heute schaue ich zurück und bin stolz, dass ich mich durchgebissen habe. Ich bin erwachsen geworden in dieser Zeit.
Was hat Sie in der NBA am meisten überrascht?
Ich dachte, bei all diesen vielen Spielen werden wir wohl kaum trainieren. Ich täuschte mich gewaltig. Wir trainieren jeden Tag – und das hart. Was ich lernen musste, ist, plötzlich so viel Geld zu haben. Man muss sich selbst kontrollieren, um auf dem Boden zu bleiben.
Was haben Sie sich trotzdem gegönnt?
Schuhe. Viele Schuhe!
Sie kämpften sich zurück. Spielten die Playoffs. Was sind die nächsten Ziele?
Ich spiele schon in einem grossartigen Team. Ich will mich jetzt ganz durchsetzen und bei den grossen Momenten dabei sein.