Er ist ein Riese. Shawn Bradley ist 2,29 Meter gross. Noch immer gilt der 49-Jährige als drittgrösster NBA-Spieler der Geschichte – hinter Gheorghe Muresan (2,31 Meter) und Manute Bol (2,30 Meter).
Doch Bälle blocken oder Dunks werfen, das kann Bradley nicht mehr. Am 20. Januar 2021 hat ein Unfall sein Leben verändert. In der Nähe seines Hauses krachte er mit dem Rennrad und fast 30 Kilometern die Stunde in einen parkenden Van, stürzte kopfüber auf den Asphalt.
Er hat Suizid-Gedanken
Sein Helm zerbrach. Bradley überlebte, sein Rückenmark aber wurde von verschobenen Wirbeln eingeklemmt. Seither ist er von der Brust abwärts gelähmt, kann nur noch seine Arme bewegen.
Bei «Sports Illustrated» spricht Bradley über sein Schicksal. «Vielleicht wäre es besser, wenn alles vorbei wäre», schiesse es ihm manchmal durch den Kopf.
Trotz diesen düsteren Suizid-Gedanken kämpft sich der mittlerweile 160 Kilo schwere Mann zurück ins Leben. Er hat eine mühselige Reha hinter sich und lernt, sich im 8000 Dollar teuren Rollstuhl fortzubewegen.
Sein Gewicht und seine Grösse aber machen ihm zu schaffen. In der Nacht muss er alle drei Stunden die Position wechseln, damit er sich nicht wund liegt. Das schafft er mit Bändern, die an den Knien befestigt sind.
Er hadere mit dem Schicksal. Bradley: «Es ist eine Herausforderung, sich an das zu erinnern, was einmal war, und zu wissen, dass es nie wieder so sein wird wie früher.»
70 Millionen Dollar verdient
Vor allem, wenn er ehemalige Mitspieler sieht, wirds emotional. Dirk Nowitzki, mit dem Bradley bei den Dallas Mavericks gespielt hat, beispielsweise. «Danach fühle ich mich immer extrem ausgelaugt», sagt der Sohn einer Deutschen und eines Amerikaners, der auch für Deutschlands Nationalmannschaft gespielt hat.
Mit seiner Familie möchte er bald in ein neues Haus ziehen. In ein Haus, das auf seine Bedürfnisse angepasst ist.
Jener Mann, der einst mit den besten NBA-Spielern auf dem Parkett gestanden und in seiner Karriere über 70 Millionen Dollar verdient hat, verfolgt ein grosses Ziel. Er will ohne Hilfe ins Bett kommen. «Das ist möglich», meint Bradley. «Wir sind noch nicht so weit – aber wir kommen dahin.» (mam)