Die amerikanische Popkultur hat den Ausdruck «Bro-Code» geprägt, diesen Ehrenkodex unter Männern mit seinen ungeschriebenen Gesetzen. Ein Leitfaden, der besonders im Profisport grosse Beachtung geniesst.
Im Tagesgeschäft von Profisportlern sind Garderoben und Klubhäuser der natürliche Lebensraum, was da besprochen wird oder vorfällt, ist grundsätzlich durch diesen Leitfaden geschützt. Was in der Garderobe geschieht, bleibt in der Garderobe. Wenn dieser Code verletzt wird und Informationen an die Öffentlichkeit sickern, wird dieser Lebensraum zum Raubtiergehege.
D'Angelo Russell, ein 20-Jähriger Grünschnabel der Los Angeles Lakers, hat diesen Leitfaden missachtet, als er ein intimes Gespräch mit seinem Teamkollegen Nick Young aufzeichnete und dann veröffentlichte. Frauengeschichten unter Männern diskutieren? Definitiv ein Fall für den Bro-Code.
Russell hatte in einem Hotelzimmer die Kamera surren lassen, während Young über seine Affären berichtete. Der Clou: Young ist mit dem Rapsternchen Iggy Azalea verlobt. Weshalb Russell den Clip dann auf Snapchat postete, weiss nur er selbst. Das Video entwickelte ein Eigenleben und die Lakers versinken seither im Chaos. Und Young ist seine Verlobte los.
Russell versicherte zwar, das ganze sei ein Versehen, trotzdem wird er seither vom Team ausgegrenzt. Die Mitspieler meiden ihn wie die Pest, isolieren ihn in der Garderobe und im Klubhaus, Auftritte auf dem Spielfeld werden zum Spiessrutenlauf. Die Fans machen aus ihren Herzen auch keine Mördergrube, wenn sie ihn als Verräter und Petzliese beschimpfen.
Während Young versucht, seine Beziehung mit Azalea zu kitten, ist Russell darum bemüht, seinen Ruf zu retten. Sein Trainer Byron Scott bezeichnete ihn in einem Anflug von Sarkasmus als «Zwanzigjährigen mit dem Verhalten eines Vierzehnjährigen», aber das wird als Entschuldigung nicht reichen.
Russell muss hart daran arbeiten, wenn er sein Image aufpolieren und das Vertrauen seiner Teamkollegen zurückgewinnen will. Kein Klacks in einer Liga, in der Fehltritte kaum einmal verziehen werden.