Die Basketballspielerin Alena Leutschanka (37) ist ein Sportstar in ihrer Heimat Belarus. Sie spielte in der nordamerikanischen Profiliga WNBA und nahm zweimal an den Olympischen Spielen teil. Doch nachdem sie sich den Strassenprotesten gegen Machthaber Alexander Lukaschenko anschloss, ist nichts mehr wie es war.
Am 30. September 2020 wurde Leutschanka am Flughafen in Minsk festgenommen und für 15 Tage in ein belarussisches Gefängnis geworfen, um sie weich zu kochen. Derzeit versucht sie, in Griechenland wieder fit zu werden. Im Interview mit «Zeit Online» erzählt sie von ihren Qualen und Hoffnungen.
Von den Schmerzen im Rücken und in den beiden Knie, die in sehr schlechtem Zustand seien. Kein Wunder: «Sie haben mir im Gefängnis die Matratze weggenommen, ich musste auf Eisenstangen schlafen.» Trotzdem bereut sie nicht, dass sie an den Protesten teilgenommen hat. «Die Proteste waren das Unglaublichste, was ich jemals erlebt habe. Ich habe an den Olympischen Spielen teilgenommen und so viele Titel in verschiedenen Ländern gewonnen, aber das war etwas anderes. Die Energie, die Leute. Können Sie sich vorstellen, inmitten von 40'000 Menschen zu sein, die alle nach Freiheit und Veränderung streben? Das ist unbeschreiblich.»
«Es wird nie wieder so sein»
Ob sich durch das Engagement der Menschen, den Opfern und dem Mut etwas an der politischen Situation in Belarus verändern wird? «Ja, es wird nie wieder so sein wie vorher. In Belarus sind Athleten in einer Diktatur aufgestanden und haben gesagt: Nein, so geht es nicht weiter. Unser Land wird immer mehr wie Nordkorea. Es ist sehr schwierig, die mentale Stärke zu haben, um in Belarus seine Meinung zu äussern. Aber irgendwer muss immer vorangehen.» In Belarus hätten die Menschen lange Zeit Angst davor gehabt, etwas zu verändern, weil sie es für unmöglich hielten. «Die Angst hat uns überwältigt. Aber ich habe irgendwann realisiert, dass diese Angst nicht echt ist. Sie wird dir nur eingepflanzt, damit man dich kontrollieren kann.»
«Wir schreiben gerade Geschichte»
Nun gehen sie voran die Sportler. Und nehmen alle Konsequenzen in Kauf. Die einen werden wie Leutschanka ins Gefängnis geworfen, die anderen aus den Nationalmannschaften geworfen. Wieder andere mussten Preisgelder und Medaillen zurückgeben. Alles egal, für diesen Kampf lohne sich das alles.
«Ich denke, wir schreiben gerade Geschichte» sagt Leutschanka. «Nicht nur in Belarus, sondern auf der ganzen Welt. Wir haben uns als Athleten zusammengeschlossen und sind zu Anführern geworden. Unsere Mitmenschen haben uns immer angefeuert und unterstützt. Jetzt ist es an der Zeit, das Gleiche für sie zu tun.» (pam)