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Verrückter Baseball-Trend
Operieren die Superstars wegen Corona jetzt alle ihre Ellbogen?

In den USA ist gerade eine heftige Debatte entbrannt: Viele Sportler lassen sich während der Zwangspause ihren Ellbogen operieren, obwohl das Coronavirus das Gesundheitssystem stark belastet.
Publiziert: 05.04.2020 um 11:28 Uhr
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Aktualisiert: 05.04.2020 um 12:04 Uhr
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Wegen einer Operation löst Noah Syndergaard eine heftige Diskussion in den USA aus.
Foto: AFP

Für fast alle Sportler gilt in der Coronakrise, sich unter den gegebenen Umständen möglichst gut körperlich fit zu halten. Denn niemand will einen Trainingsrückstand haben, wenn die Saison wieder weitergeht. Für Baseballspieler in den USA ergibt die Zwangspause eine Möglichkeit, etwas völlig anderes zu tun: Sie operieren ihre Ellbogengelenke.

Auf den ersten Blick klingt das verrückt. Doch der Zeitpunkt für die sogenannte «Tommy John Surgery» könnte nach dem verschobenen Saisonstart eigentlich nicht besser sein.

Operation wird in der Corona-Pause zum Trend

Denn: Viele Baseballer kommen in ihrer Karriere nicht an dieser Ellbogen-Operation vorbei. Vor allem Spieler auf der Pitcher-Position (dt. Werfer) werden wegen der starken Belastung beim Werfen irgendwann mit einem gerissenen Seitenband an der Elle konfrontiert. Ein Viertel der aktiven Pitcher in der amerikanischen Baseballliga MLB haben die «Tommy John Surgery» bereits hinter sich.

Doch die Operation bringt auch einen gewichtigen Nachteil. Die Heilungsdauer liegt bei etwa einem Jahr. Ein Graus für ein Baseballteam, welches eine Saison lang auf ihren besten Pitcher verzichten müsste.

Wieso soll man die Operation also aufschieben, wenn sich der Saisonstart sowieso noch lange verzögert? Das dachte sich New-York-Mets-Starspieler Noah Syndergaard und liess sich Ende März behandeln. Darauf folgte Chris Sale von den Boston Red Sox. Weitere unterzogen sich einer Operation ebenfalls. Es ist im Baseball ein Trend geworden, sich jetzt operieren zu lassen.

Gilt die OP als notwendig?

Das sorgt für mächtig Diskussionen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Nicht alle sind erfreut über den scheinbar günstigen Zeitpunkt des medizinischen Eingriffes. Jetzt, wo sich das Coronavirus in den USA rasend verbreitet, solle man die Ressourcen für lebensnotwendige Behandlungen freihalten, finden die Kritiker. Und nicht etwa privilegierte Sportler behandelt werden.

Dazu verordnet der Bundesstaat Florida, wo die Operation von Syndergaard stattfand, die medizinischen Ressourcen aufgrund der aktuellen Situation für Behandlungen dringender Art zu sparen. Das gibt natürlich Raum für Interpretationen. Die Mets beharren darum auf der Dringlichkeit der Behandlung. Immerhin wurde bei Syndergaard ein gerissenes Band diagnostiziert.

Auch Pete Alonso verteidigt seinen Teamkollegen Syndergaard auf Twitter: «Noahs Operation, oder jene jedes anderen Athleten, sollte nicht hinterfragt werden, weil sie von orthopäischen Chirurgen durchgeführt wird. Und nicht von denen, die an vorderster Front gegen die Pandemie kämpfen.» Diese OP werde nur dann gemacht, wenn sie für den Arm absolut nötig sei, schreibt Alonso weiter.

Tommy John ist kein Chirurg

Bleibt noch eine Frage offen: Wer ist Tommy John, der Namensgeber der Behandlung? Es ist nicht etwa der Chirurg, welcher die Operation vollzog. Sondern ein Pitcher.

John war der erste Sportler, an dem die heute weit verbreitete Operation durchgeführt wurde. Der zuständige Chirurg gab ihm eine Chance von nur fünf Prozent, danach wieder Baseball spielen zu können. Doch ein Jahr später, 1976, kehrte er zurück und spielte noch über zehn Jahre professionelles Baseball. Heute ist die OP im US-Sport weit verbreitet, neben Baseballspielern unterziehen sich auch einige NFL-Stars einer «Tommy John Surgery». (yas)

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