Baseball-Superstar Tim Lincecum
100-Mio-Freak ist verschollen!

Er war der grösste Star im Baseball. Jetzt ist Star-Pitcher Tim Lincecum abgetaucht. Und niemand weiss, wo er steckt.
Publiziert: 30.10.2017 um 07:42 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 12:10 Uhr
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Wo ist Tim Lincecum?
Foto: Getty Images
Emanuel Gisi

Wer Tim Lincecum (33) besuchen will, versucht es am Lake Washington. Dort, in der Nähe der US-Stadt Seattle, war der Ex-Baseball-Superstar zuletzt angemeldet. Wer dort klingelt, tut dies vergeblich. Tim Lincecum ist weg. Verschwunden.

Baseball-Pitcher müssen immer einen Schritt voraus sein. Ihr Job: Den Ball so werfen, dass der Schlagmann ihn nicht trifft. Durch pure Kraft, durch Finesse. Oder durch eine Mischung aus beidem.

Es gab eine Zeit, da konnte das niemand so gut wie Tim Lincecum. Vier Jahre in Folge gelangen ihm weit über 200 Strikeouts – Würfe, bei denen der Schlagmann ins Leere schwingt. Zweimal wurde er zum besten Pitcher der US-Profiliga MLB gewählt, 104 Mio. Dollar verdiente er in seiner Karriere. Dreimal wurde er mit den San Francisco Giants Meister.

Doch Lincecum war mehr als eine Ansammlung von Rekorden. Mit seinen 1,80 m Körpergrösse war der Junge aus dem US-Nordwesten ein Zwerg. Spitzen-Ballwerfer in der MLB sind normalerweise Schlachtrösser. Wie Clayton Kershaw, der mit den Los Angeles Dodgers derzeit in der World Series um den MLB-Titel steht: 1,93 m gross, 103 kg schwer.

Trotzdem konnte Lincecum den Ball werfen wie sonst keiner. Mit 160 km/h peitschte er die Kugel in Richtung Home Plate. «The Freak» nannten sie den langhaarigen Winzling darum liebevoll. Wenn Lincecum pitchte, war in San Francisco «Timmy Day». Ein Spektakel, ein Feiertag. «Kinder, Frauen, kleine Mädchen, kleine Jungen, erwachsene Männer. Alle wollten diesen Typ sehen», sagt sein alter Coach Dave Righetti den «Mercury News». Als Lincecum mit drei Gramm Marihuana im Auto erwischt wird, drucken sie in San Francisco T-Shirts mit der Aufschrift «Let Timmy Smoke!» («Lasst Timmy rauchen»).

So sehr sie ihn in der Bay Area liebten, so sehr litt Lincecum unter dem Rummel. Sein alter Kumpel Michael Burgher ging mit Lincecum einmal essen. «Auf dem Tisch stapelten sich die spendierten Shots und die bezahlten Pizzas» beschreibt er die Szene. Lincecum ergriff an dem Abend die Flucht.

Wie er es irgendwann nach dem August 2016 auch gemacht haben muss, nach seinem letzten Einsatz.

Seither ist er weg. Nur Anfang Jahr war er kurz wieder da. Vielleicht. Auf Instagram tauchte ein Foto von einer Demo für Frauenrechte und gegen US-Präsident Donald Trump auf. Es schien Lincecum zu zeigen. Aber sein Agent konnte nicht bestätigen, dass sein Klient an der Demo war – er war sich nicht sicher, ob es sich auf dem Bild wirklich um diesen handelte.

Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass der «Freak» allen einen Schritt voraus war.

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