Als Antwort auf den immer durchdringenderen Protest von US-Profisportlern gegen Diskriminierung und Rassismus rät US-Präsident Donald Trump den mächtigen Teambesitzern dazu, Spieler zu feuern, welche die Nationalhymne boykottieren.
«Nehmt den Hurensohn vom Feld. Weg mit ihm, wenn er die Flagge nicht respektiert.»
Beim Europa-Auftakt der NFL gestern in London verweigern allerdings gleich mehrere Profis aus Baltimore und Jacksonville die Achtungsstellung. Während «The Star-Spangled Banner» aus den Lautsprechern dröhnt, gehen schwarze Footballer in die Knie. Eine Geste, die der frühere Spielmacher der San Francisco 49ers, Colin Kaepernick, vor einem Jahr eingeführt hatte.
Mehrere Teams bleiben am Sonntagabend während der Nationalhymne in der Kabine. Einige, um ihren Spieler die Entscheidung eines Protests abzunehmen. Andere, wie etwa die Seattle Seahawks, um ein klares Anti-Trump-Statement zu setzen.
Nebst NFL- oder auch NBA-Teams protestieren auch Frauen-Teams. Star-Fussballerinnen wie Megan Rapinoe oder Sydney Leroux bleiben im NWSL-Spiel zwischen den Seattle Reign und Kansas City vor dem Abspielen der US-Hymne in ihrer Garderobe. Insgesamt neun Kickerinnen bezeugen so ihren Unmut gegenüber Trump.
Ein Zeichen setzen auch die Basketballerinnen vor dem ersten WNBA-Playoff-Final. Das Team der Los Angeles Sparks bleibt während der Hymne geschlossen in der Kabine. Forward Candace Parker sagt: «Niemand liebt mein Land mehr als ich. Aber ich sage nicht, dass mein Land perfekt ist. Wir respektieren die USA und die Flagge nach wie vor.»
LeBron: «Trump ist ein Penner»
NFL-Boss Roger Goodell bezeichnet die Äusserungen des Präsidenten inzwischen als «verstörend» und «spaltend».
Nachdem sich NBA-Champion Stephen Curry (Golden State Warriors) systemkritische Äusserungen erlaubte, entzog ihm Trump kurzerhand die obligatorische Einladung ins Weisse Haus. Als Reaktion auf Trumps Pöbelei versieht Basketball-Superstar Lebron James den Präsidenten trocken mit dem Attribut «Penner».
Und erklärt dem Milliardär via Twitter: «Der Besuch des Weissen Hauses war eine Ehre, bis du aufgetaucht bist.»
LeSean McCoy, Offensivspieler der Buffalo Bills (NFL), findet die bislang deutlichsten Worte: «Unser Präsident ist ein Arschloch». Seinen Worten lässt «Shady» dann auch Taten folgen: Während der Hymne vor dem Spiel gegen Denver protestiert er mit einer kurzen Stretching-Session.
Auch NBA-Legende Michael Jordan stellt sich nach den Attacken von Trump gegen den Präsidenten. «Eines der Grundrechte, auf die sich dieses Land stützt, ist die Redefreiheit. Und wir haben eine lange Tradition des gewaltlosen, friedlichen Protests», sagt Jordan, der heute Besitzer der Charlotte Hornets ist, im «Charlotte Observer.»
Pittsburgh Penguins besuchen Weisses Haus
Stanley-Cup-Champion Pittsburgh Penguins will hingegen die Einladung ins Weisse Haus trotz der heftigen Proteste annehmen. Das gab der Klub in einer Mitteilung bekannt.
«Die Pittsburgh Penguins respektieren das Amt des Präsidenten und die lange Tradition, dass Meisterteams ins Weisse Haus kommen. Jede Zustimmung oder Ablehnung in Zusammenhang mit der Politik des Präsidenten kann auf anderem Weg gezeigt werden», erklären die aktuellen NHL-Champions.