Tom Bradys Saison hätte schlechter nicht anfangen können. Ein Gericht schmetterte den Einspruch des Quarterbacks der New England Patriots ab. Die Sperre, welche die Liga gegen ihren grössten Star verhängt hatte, weil er Bälle manipuliert haben soll, war gültig. Brady musste vier Partien zuschauen.
Ein Sieg für NFL-Boss Roger Goodell. Vorerst, denn Brady will man nicht zum Feind. Der 39-jährige Ehemann von Supermodel Gisele Bündchen (36) mag wie ein Sonnyboy wirken, doch wer sich mit ihm anlegt, hat ein Problem.
Bestes Beispiel: Im Jahr 2000 dauerte es im NFL-Draft der begehrtesten Talente sechs Runden, ehe die New England Patriots zuschlugen. Sechs Quarterbacks waren begehrter.
Brady hat das nicht vergessen. Heute noch kann er Namen und Palmarès der Konkurrenten aufzählen. Keiner hatte annähernd sein Niveau. Giovanni Carmazzi etwa hielt sich ein Jahr in der Liga, heute lebt er zurückgezogen als yogabegeisterter Ziegenfarmer in Nordkalifornien.
Noch Jahre später bricht Brady in einem «ESPN»-Interview in Tränen aus, als er über den demütigenden Tag spricht. Die Wut ist gross, der Antrieb auch. Er ordnet dem Erfolg alles unter, lebt asketisch, geht früh ins Bett, verbannt Zucker, Nachtschattengewächse, Weissmehl und Pfeffer von der Speisekarte. Kaffee ist tabu. Dafür hoch im Kurs: Avocado-Glacé.
Der Lohn: vier Super-Bowl-Titel, 456 Touchdowns, bisher 196 Mio. US-Dollar Karriereeinnahmen.
Dann die Sperre und wieder grosser Groll. Der Kalifornier schweigt zwar, doch sein Vater spricht. Sein Sohn sei Opfer von Goodells «Hexenjagd» und der NFL-Boss ein Lügner.
Brady kehrt nach seiner Sperre in absurd starker Form zurück, wirft trotz kürzerer Saison 28 Touchdown-Pässe. In der Nacht auf Montag spielt er im Super Bowl mit den Patriots in Houston gegen die Atlanta Falcons.
Dabei trifft er auf ein würdiges Gegenüber. Atlanta-Quarterback Matt Ryan (31) ist der einzige NFL-Passer, der in dieser Saison pro Wurf mehr Raumgewinn erzielt hat als Brady. Ryans Offensive ist die stärkste der Liga, Brady kann neben seinen eigenen Fähigkeiten auf eine gute Abwehr zählen.
Räumt er auch dieses Hindernis aus dem Weg, holt er sich den fünften Super-Bowl-Ring. Mehr hat keiner.
Und besser noch: Der Super-Bowl-Champion bekommt die Trophäe vom Chef überreicht. Roger Goodell, der Mann, der ihn aus dem Verkehr zog, müsste Tom Brady als erster gratulieren. Süsser könnte ein Sieg nicht sein.