Die NFL-Playoffs sind lanciert. Und wie.

Der NFL-Altmeister Tom Brady muss die Segel in der Wild-Card-Round streichen. Der 45-jährige Star-Quarterback verliert mit den Tampa Bay Buccaneers gegen die Dallas Cowboys mit 14:31. Zwar zeigt Brady kein schlechtes Spiel, hat am Schluss gar mehr Passing-Yards als sein Gegenüber Dak Prescott. Der 29-Jährige wirft allerdings vier Touchdowns (erstmals in dieser Saison) und trägt das Ei einmal selbst in die Endzone. Während der Cowboys-Quarterback Experten zufolge sein bestes Spiel seit Wochen abliefert, unterlaufen Brady immer wieder Fehler (eine Interception).

Nun beginnen die Spekulationen aufs Neue: Macht Brady jetzt definitiv Schluss? Auf der Pressekonferenz nach dem Playoff-Aus tönt es nach Abschied, denn er bedankt sich bei den hauseigenen Medien: «Ich liebe diese Organisation. Es ist ein toller Ort. Ich danke euch, dass ihr mich so willkommen geheissen habt. Ich bin euch dankbar für den Respekt, den ihr mir entgegengebracht habt und ich hoffe, ich habe ihn euch auch zurückgegeben. Daher, vielen Dank.»

Wohin könnte es den siebenfachen Super-Bowl-Champion ziehen? Wie CBS-Reporter Jonathan Jones schreibt, bemühen sich die Las Vegas Raiders «sehr aggressiv» um Bradys Dienste. Dies, weil ihr derzeitiger Quarterback Derek Carr die Franchise voraussichtlich verlassen muss und man bei einem Trade für ihn offenbar nicht mehr als ein Zweitrunden-Pick bekommen würde, so Jones. Möglich ist aber natürlich auch, dass sich Brady nun definitiv zur Ruhe setzt. Dann wartet auf ihn ein Kommentatoren-Vertrag beim TV-Sender «Fox». Seine Gage für zehn Jahre am Mikrofon: knapp 350 Millionen Franken.

Ausgerechnet die Jacksonville Jaguars schreiben in ihrem Wild-Card-Match Playoff-Geschichte. Denn ihr Erfolg in den letzten 14 Jahren ist mehr als überschaubar. Einzig in der Saison 2017 gelang ebenfalls der Einzug in die K.o.-Phase und damals sogar der Vorstoss bis ins AFC Championship Game. Ansonsten hagelte es regelmässig Niederlagen.

Nach einer solchen sieht es auch in der Nacht auf Sonntag gegen die Los Angeles Chargers aus. 0:27 stehts zwischenzeitlich im zweiten Viertel. Trevor Lawrence, dem Quarterback der Jaguars, unterlaufen in der ersten Halbzeit vier Interceptions (der Football landet statt beim Mit- beim Gegenspieler). Doch der anfängliche Horror entwickelt sich zum Märchen. Lawrence und seine Kollegen drehen zu Hause das Spiel, siegen dank eines Field Goals von Kicker Riley Patterson in allerletzter Sekunde 31:30. Die drittgrösste Aufholjagd in der Geschichte der NFL-Playoffs ist Tatsache.

Ebenfalls weiter, wenn auch deutlich weniger dramatisch, sind die San Francisco 49ers. Der Super-Bowl-Teilnehmer aus dem Jahr 2020 bezwingt die Seattle Seahawks 41:23. Zur Halbzeitpause liegt das favorisierte Heimteam noch 16:17 in Rückstand. Brock Purdy, der sensationelle Quarterback-Notnagel der Niners, wirft über 300 Yards und drei Touchdown-Pässe. Etwas, was noch keinem Spieler im Alter von 23 Jahren und 18 Tagen zuvor in der Postseason gelungen ist.

Durchaus enger ist das erste Sonntagsspiel zwischen dem Super-Bowl-Favoriten Buffalo Bills und den Miami Dolphins. Im Vorfeld rechnen viele Experten mit einem deutlichen Sieg der Bills gegen das von Verletzungen geplagte Miami. So spielen diese nur mit ihrem dritten Quarterback und auch auf anderen Positionen fehlen Schlüsselspieler, bei den Wettbüros sind die Bills 13-Punkte-Favorit.

Doch die Dolphins schlagen sich entgegen aller Erwartungen wacker, holen einen 0:17-Rückstand auf und führen bis kurz vor dem letzten Viertel gar. Am Ende setzt sich der haushohe Favorit doch noch durch, müht sich zu einem 34:31-Sieg. Damit zieht Buffalo in die zweite Runde ein, während Miami weiter auf den ersten Playoff-Sieg seit 2001 wartet.

Eine Erlösung feiern dagegen die New York Giants. Das Team aus dem Big Apple gewinnt auswärts bei den Minnesota Vikings mit 31:24 und feiert den ersten Sieg in den Playoffs seit elf Jahren. Das Resultat ist eine echte Überraschung, Minnesota gehörte zu den besten Teams der regulären Saison, fuhr 13 Siege aus 17 Spielen ein.

Giants-Quarterback Daniel Jones zeigt eine starke Leistung, wirft für 301 Yards und zwei Touchdowns. New York ist damit bisher (Stand Montagmorgen) das einzig niedriger gesetzte Team, welches in diesen Playoffs einen Sieg einfahren kann. Jetzt treffen die «G-Men» in der zweiten Runde auf den Top-Favoriten Philadelphia Eagles.

Ebenfalls in der zweiten Runde stehen die Cincinnati Bengals. Der Vorjahresfinalist (Niederlage im Super Bowl gegen die Rams) bezwingt die Baltimore Ravens 24:17.

Für die Szene des Spiels sorgt bei den Bengals die Defensive. Beim Stand von 17:17 im letzten Viertel hat Baltimore den Football einen Meter vor der Endzone, muss diesen nur noch über die Linie drücken. Doch daraus wird nichts, die Bengals-Defensive schlägt das Spielgerät frei, es landet genau in den Händen von 120-Kilo-Koloss Sam Hubbard, welcher 99 Meter in die andere Richtung zum Touchdown läuft und mit dem längsten Fumble-Return der Playoff-Historie Geschichte schreibt. Führung statt Rückstand, zweite Runde statt Playoff-Aus. (yap/cat/bjl/che)

0:24

Entscheidung in den Playoffs:120-Kilo-Koloss erzielt Touchdown über das gesamte Feld

Mehr Football

Quarterback-Wahnsinn in NFL

Diese schrägen Vögel kämpfen um den Super Bowl

Neun Tage nach Herzstillstand

NFL-Star Hamlin kann Spital verlassen