Aus sportlicher Sicht haben sich vom 38. Super Bowl kaum Momente für die Ewigkeit ins Gedächtnis der Football-Fans eingebrannt. Dafür sorgte vor fast genau 20 Jahren die mit Spannung erwartete Halftime-Show für einen so grossen Eklat, dass die Folgen noch Jahre später nachhallten.
Für die Unterhaltung in der Pause des Spiels sind am 1. Februar 2004 im Reliant Stadium in Houston neben weiteren Popstars die beiden Haupt-Acts Janet Jackson (57) und Justin Timberlake (43) zuständig. Was mit einer gigantischen Choreografie auf dem Football-Feld startet, mündet zwischen viel Feuerwerk und Lichtspiel in einer lasziven Darbietung des Duos auf der Hauptbühne.
Mehr zum Super Bowl 2024
Die Grenze des für das US-Fernsehen während der Hauptsendezeit zumutbaren scheint gerade so eingehalten, als Timberlake plötzlich an Janet Jacksons rechte Brust fasst, ihr – angeblich aus Versehen – ein Stück des Oberteils abreisst und Jacksons mit einem Silberschmuck verzierte Brustwarze zum Vorschein kommt.
Jackson wird abgestraft, Timberlake gefeiert
Nicht einmal ganz zwölf Minuten dauert die Pausenunterhaltung in jenem Super Bowl. Doch der Knall am Schluss hat lange Folgen – vor allem für Janet Jackson. Die Künstlerin gilt danach während Jahren als «Persona non grata». US-Radiostationen spielen fortan ihre Songs nicht mehr, Auftritte der Sängerin werden kurzerhand gestrichen.
Der «Nipplegate» trifft aber auch den TV-Sender CBS. Dieser ist in jenem Jahr für die Übertragung des Mega-Events verantwortlich – und damit auch für den Inhalt der Halftime-Show. Neben unzähligen Beschwerden setzt es für CBS auch eine happige Busse von 550'000 Dollar, die der Supreme Court später allerdings wieder annulliert.
Gut kommt in der Angelegenheit nur Justin Timberlake weg. Skandal hin oder her: Das frühere Boyband-Mitglied (*Nsync) darf sich noch im selben Jahr bei den Grammy Awards feiern lassen, landet noch mehrere Nummer-1-Hits und darf 2018 sogar ein zweites Mal während der Halbzeit des Super Bowls auftreten. Zum Eklat und den Folgen schweigt Timberlake zunächst lange. Später bezeichnet er das Geschehene als «bedauerlich».
Die Lehren aus dem Skandal
Wenn am kommenden Sonntag der R&B-Künstler Usher (44) als Hauptattraktion während der Halftime-Show auf der Bühne stehen wird, ist kein vergleichbarer Fauxpas zu erwarten. Und falls doch, haben die Liga-Verantwortlichen zumindest für die TV-Übertragung vorgesorgt: Seit dem Nipplegate wird die Show für das weltweite Millionenpublikum nur noch zeitversetzt gezeigt. Allfällige Grenzüberschreitungen können so kurzerhand ausgeblendet werden.
Übrigens: Gewonnen haben den Super Bowl 2004 die New England Patriots. Dank eines späten Field Goals von Kicker-Legende Adam Vinatieri setzte sich das Team von Superstar-Quarterback Tom Brady (46) knapp gegen die Carolina Panthers mit 32:29 durch. Doch für die grossen Schlagzeilen sorgten an diesem Abend eben andere.