Er spielt und spielt und spielt und spielt. In einem Monat steigt New-England-Quarterback Tom Brady (42) in seine 20. NFL-Saison. Der beste Passer aller Zeiten scheint nicht müde zu werden. Als er vor ein paar Jahren erklärte, er wolle «bis 45» spielen, hielt man das in Fachkreisen gemeinhin für einen Scherz.
Nun hat Brady seinen Vertrag verlängert, um zwei Jahre. Bei Vertragsende wäre er damit – genau – 45 Jahre alt. Bestreitet er diese Saison alle 16 Quali-Spiele, ist er der älteste Spieler, dem das gelingt.
Aber wie macht er das? «Ich bin eher ein Denker als ein körperliches Wunder», sagt Brady dem Magazin «Men’s Health». Das wird man nicht einfach so: Eine Viertelstunde Gehirn-Training verordnet er sich jeden Tag.
Ebenfalls wichtig: die Ernährung. Er esse so ziemlich jeden Tag dasselbe, so Brady. «Vor dem Training gibts Smoothies aus Beeren und Bananen, zum Frühstück Avocado und Eier, zum Mittagessen Salat mit Fisch und Nüssen. Zum Abendessen Gemüse und Poulet. Zwischendurch: Guacamole, Nüsse, Hummus.»
Schwitzen am Strand – in Vollmontur
Ohne Training gehts dann aber auch für den Football-Denker nicht. Im Privat-Trainingslager auf den Bahamas legt Brady Dutzende Sprints in den Sand. Unter der Mittagssonne, ausgerüstet mit Helm, Schulterpolstern und Football unter dem Arm. «Du musst trainieren, wie du spielst», sagt der Gatte von Supermodel Gisele Bündchen («Sie interessiert sich nicht für Sport») dazu. Wieder und wieder zieht er seine Läufe an, gefolgt von Privattrainer Alex Guerrero, der ihn an einem Gummiband zurückhält. Mit der Vertragsverlängerung kommt eine schöne Gehaltserhöhung: Der Kalifornier verdient nächste Saison 23 Millionen US-Dollar, 8 Millionen mehr als letztes Jahr – und ist damit weiterhin drastisch unterbezahlt.
Der Mann, der in seiner Karriere sechs Super Bowls gewann, ist damit kommende Saison nämlich bloss die Nummer 13 in der Gehalts-Rangliste der Quarterbacks der National Football League. Zum Vergleich: Durchschnitts-Passer wie Kirk Cousins (28 Mio.) und Alex Smith (23,5 Mio.) sowie bessere Ersatzmänner wie Joe Flacco (22,1 Mio.) und Nick Foles (22 Mio.) kommen auf ähnliche Summen.
Für bessere Mitspieler verzichtet er auf Geld
Eigentlich ein Witz. Oder sehr clever. Schliesslich gibt es in der National Football League eine Team-Gehaltsobergrenze. Wer mehr verdient, sorgt dafür, dass für die Teamkollegen weniger Geld übrig bleibt. Heisst: Wer ein bisschen genügsam ist, bekommt im Gegenzug bessere Mitspieler.
So hat es Brady in den letzten Jahren immer gehalten. Ob sich das nun ändert? Für die übernächste Saison und die Spielzeit darauf soll er jeweils über 30 Mio. verdienen. Insider rechnen damit, dass im Frühjahr neu verhandelt, der Lohn noch einmal angepasst wird. Nach unten, wohlgemerkt.
Oder er hört ganz auf. Mit Schrecken haben die Fans in New England zuletzt zur Kenntnis genommen, dass Brady und Bündchen ihre Villa in Brookline im Südwesten Bostons zum Verkauf ausgeschrieben haben, für rund 40 Mio. US-Dollar. Ein Zeichen dafür, dass die Zelte in Massachusetts bald abgebrochen werden? Eine Knobel-Aufgabe für die Anhänger des Football-Denkers.