Der Saisonauftakt der neu gegründeten Helvetic Guards in der European League of Football (ELF) ging vergangene Woche in die Hose, auswärts musste man sich den Barcelona Dragons geschlagen geben. Doch einen Lichtblick gab es: Running Back Silas Nacita (29) sorgte mit 215 Yards Raumgewinn für Spektakel beim Schweizer Team.
Nur dank einer unglaublichen Geschichte hat es den Kalifornier, der einer von vier zugelassenen US-Amerikanern im Team ist, in die Schweiz verschlagen. «Ich hatte das Zeug, um es in die NFL zu schaffen», sagt er zu Blick. Doch es kam anders. Als 20-Jähriger spielte der Running Back 2014 College Football an der Baylor-Universität im Bundesstaat Texas. In seiner ersten Saison gewann er mit dem Uni-Team die prestigeträchtige Big-12-Meisterschaft.
Der obdachlose Football-Star
Doch Nacita hatte immer ein Problem: Geld. Denn College-Spieler in den USA verdienen nichts, erst in der Profiliga NFL können die Athleten vom Sport leben. Nacita wuchs in armen Verhältnissen auf, seine Eltern liessen sich früh scheiden – er lebte mit seiner Mutter teils von Sozialhilfe. Als er von zu Hause auszog, musste Nacita gar auf der Strasse leben.
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Die Familie eines guten Freundes wollte dem obdachlosen Football-Star 2015 schliesslich helfen, sie griff ihm mit etwa 1000 US-Dollar (ca. 900 Franken) pro Monat für die Miete seiner Wohnung und Verpflegung unter die Arme.
Spielerlizenz entzogen
Eine noble Geste, die ihm zum Verhängnis wurde. Denn dies verstiess damals gegen die College-Regeln. Nacita wurde im März 2015 gesperrt und verlor wegen der «Annahme von Beihilfen in Form von freier Kost und Unterkunft» seine Lizenz. Eine Regel, die heute nicht mehr existiert. «Ich habe einfach ein bisschen zu früh Football gespielt, heute wäre dies kein Problem mehr», sagt Nacita.
«Ich war am Boden zerstört. Mein ganzes Leben habe ich dafür gearbeitet, auf diesem Level Football zu spielen.» Doch aufgeben wollte er nicht. Ein Jahr später unterschrieb Nacita einen Profivertrag in Deutschland.
Der Coach schwärmt
Nach einigen Stationen in Europa ist der frühere College-Star nun in der Schweiz angekommen. «Es ist das schönste Land, das ich je gesehen habe», schwärmt er. Mit seiner Frau und einem Teamkollegen und dessen Frau wohnt er mitten in der Stadt Luzern.
«Mein Ziel ist es, den Schweizer Spielern zu helfen, ihr Potenzial auszuschöpfen. Viele sind sehr talentiert, jedoch fehlt ihnen noch das richtige Mindset.» Eine Aufgabe, die Nacita zu lösen scheint. «Silas macht einen sehr guten Job und sorgt dafür, dass jeder im Team seine Rolle versteht», sagt Guards-Coach Norm Chow (77) über seinen Star.
Nach der Karriere könnte sich Nacita vorstellen, «so etwas wie ein Football-Botschafter in Europa zu werden». Doch jetzt steht erstmals die Heimpremiere der Guards an, am Sonntag trifft das neue Schweizer Team in Wil SG auf die Raiders Tirol. Um gegen die Österreicher einen Exploit zu schaffen, braucht es wohl erneut eine Show von Silas Nacita.