Bisher musste man ihn irgendwie mögen: Football-Superstar Antonio Brown (31), Exzentriker und im Nebenamt Wide Receiver bei den New England Patriots.
Was der sich in den letzten paar Wochen alles schon leistete: Mit einem Heissluftballon reiste er diesen Sommer zum Training an. Dann trat er ziemlich zügig in einen Streik, weil sein bevorzugtes Helm-Modell von der Liga aus Sicherheitsgründen aus dem Verkehr gezogen worden war.
Von kurioser Verletzung bis Raiders-Zoff
Im Sommer holte er sich schwere Erfrierungen an den Füssen, als er sich in Frankreich mit Turnschuhen in eine Kältekammer setzte, statt sich Schutzkleidung anzuziehen. Nicht unbedingt ideal, wenn man sich hauptberuflich möglichst flink auf dem Football-Feld freilaufen sollte, um dann einen Ball zu fangen.
Kurz vorher hatte er via Twitter Freiwillige gesucht, die den Rasen vor einem seiner zwei Anwesen in Pittsburgh mähen sollten, nachdem in den Sozialen Medien Fotos des wuchernden Grüns aufgetaucht waren.
Und dann lieferte sich der siebenfache Pro-Bowler einen filmreifen Zoff mit seinen Chefs bei den Oakland Raiders. Vor allem General Manager Mike Mayock zog den Zorn des besten Pass-Fängers der letzten fünf Jahre auf sich, weil er sich erdreistet hatte, ihn für verpasste Trainings zu büssen. Am Ende verloren die Raiders die Nerven und warfen Brown raus – es dauerte zwei Tage, da hatte der 31-Jährige bei Titelfavorit New England mit Superstar-Quarterback Tom Brady unterschrieben und ein Video online gestellt, das ihn zeigte, wie er seine – Originalton: – «Befreiung» aus den Fängen der Raiders feierte, bei denen er übrigens eben erst einen Dreijahresvertrag über 50 Mio. US-Dollar unterschrieben hatte. Eine wahre Seifenoper.
Brown streitet Vorwürfe ab
So weit, so unterhaltsam. Nun aber brauen sich richtig dunkle Wolken über dem Star-Athleten zusammen. Seine ehemalige Fitnesstrainerin Britney Taylor (28) wirft ihm vor, sich mehrfach sexuell an ihr vergangen zu haben. In Florida hat sie Klage gegen ihn eingereicht.
Konkret geht es um drei Vorfälle. Nachdem Brown sie im Juni 2017 ohne ihre Einwilligung geküsst haben soll, sei es einen Monat später noch übler geworden: Er habe hinter ihr masturbiert und ihr auf den Rücken ejakuliert, später habe er Taylor gegenüber in SMS-Nachrichten noch davon geprahlt. Im Mai 2018 dann der Höhepunkt: Da habe er sie nach einem Abend im Nachtclub in seiner Wohnung in Miami auf ein Bett gedrückt und vergewaltigt.
Vorwürfe, die Brown dementiert. «Alle sexuellen Handlungen waren einvernehmlich», lässt er über seine Anwälte mitteilen. Er werde «jeden Stein umdrehen und sich aggressiv verteidigen, das betrifft auch all seine Rechte auf Gegenklagen».
Taylor, die Brown 2010 in einem Bibelkreis kennenlernte, leidet laut Anklageschrift an Panikattacken und Selbstmordgedanken. «Es war eine unglaublich schwierige Entscheidung, als Vergewaltigungsopfer von Antonio Brown in die Öffentlichkeit zu gehen», sagt sie.
Debüt in Gefahr
Nun muss sich ein Gericht in Florida mit dem Fall befassen. Und auch die NFL wird sich damit auseinandersetzen müssen. Commissioner Roger Goodell könnte Brown suspendieren, bevor der Receiver verurteilt ist.
Die Patriots, seit kurzem Browns Arbeitgeber, zeigen sich derweil überrascht. «Wir nehmen diese Vorwürfe sehr ernst. Unter keinen Umständen dulden wir sexuelle Gewalt», so das Team aus Neuengland. Am Mittwoch hätte eigentlich Browns erstes Training mit den neuen Kollegen stattfinden, am Sonntag hätte er gegen die Miami Dolphins sein Patriots Debüt geben sollen. Das alles scheint nun sehr fraglich.