Die Anhänger des Football-Teams der Miami Dolphins machen harte Zeiten durch: Alle fünf Saisonspiele haben die Dolphins verloren und sind so zusammen mit den Cincinnati Bengals das einzige sieglose Team der NFL. Die Minus-Bilanz mit 42 erzielten und 180 kassierten Punkten ist rekordverdächtig. Selbst das Spiel gegen die ebenfalls miesen Washington Redskins ging am Sonntag mit 16:17 verloren.
In den USA vermuten viele Beobachter, dass die Saison der Dolphins aus purer Absicht bachab geht. Was für Europäer unverständlich ist, gehört in Nordamerika fast schon zum Alltag. Denn das System der NFL sieht vor, dass das schlechteste Team der Saison anschliessend im Draft an erster Stelle einen Spieler aus dem Pool der Football-Talente fischen darf.
Wer sich die Teilnahme an den Playoffs ohnehin abschminken muss, zieht deshalb eine Position im Tabellenkeller dem unteren Mittelmass vor. Kein Problem in einer Liga, die keine Absteiger kennt. Die als «Tanking» bezeichnete Strategie – also das absichtliche Verlieren für eine gute Draft-Position – ist im US-Sport weit verbreitet. Umso mehr, wenn wie nächstes Jahr ein Ausnahme-Talent wie Quarterback Tua Tagovailoa von der Universität von Alabama zu haben ist.
Damit Miami auch sicher «schlecht genug» sein wird, wurden schon im Sommer gestandene NFL-Spieler im Tausch für künftige Draft-Rechte an andere Teams abgegeben. Unter dem Motto «Tanking for Tua» unterstützt ein Teil der Fans sogar die Strategie der Klub-Bosse. Kritiker bezeichnen «Tanking» dagegen als unsportlich. Sie beklagen eine Wettbewerbsverzerrung, da nicht alle Mannschaften diese Saison auf die Dolphins treffen und so in den Genuss eines Gratis-Siegs kommen.
Der Prototyp des «Tankings» stammt übrigens aus dem Basketball: Nach Jahren im Bodensatz der Liga greifen die Philadelphia 76ers diese Saison mit den beiden im Draft verpflichteten Youngsters Joel Embiid (25) und Ben Simmons (23) nach der NBA-Krone. (cmü)