Am Sonntag steigt in Santa Clara die grosse Sause: Superbowl 50. Der Sieger geht mit der Vince-Lombardi-Trophy nach Hause und bekommt eine vergoldete 50 obendrauf, 30 Kilo schwer und wie der Pokal selbst Marke Tiffany & Co.
Speziell? Sicher. Genauso wie die vielen Hintergrundstories, die den Fans vor dem Hauptgang als Appetithäppchen serviert werden.
Die Geschichte von Demaryius Thomas (28), Wide Reciver bei den Denver Broncos, ist aber mehr als das: Eine Geschichte von der Art, wie es sie nur in Amerika gibt. Thomas' Mutter Katina Smith sass die letzten 15 Jahre im Knast, die Grossmutter brummt immer noch: Handel mit Crack-Kokain.
Smith, die dabei nur eine kleine Rolle spielte, wäre längst auf freiem Fuss, hätte sie damals gegen ihre Mutter ausgesagt. Sie weigerte sich und bekam 20 Jahre, die Grossmutter mindestens 40 Jahre.
Irgendwie schafft es Demaryius trotzdem. Nach dem Prozess lebt er bei fünf verschiedenen Verwandten, wird ein Football-Star in der High School und erhält schliesslich ein Stipendium für die Georgia Tech Universität in Atlanta. 2010 der grosse Moment: Er wird in der ersten Runde von den Denver Broncos ausgewählt. Thomas ist jetzt ein NFL-Star.
Als die Broncos 2014 den Superbowl gegen Seattle verlieren, sitzt die Mutter im Knast vor dem Fernseher. Das wäre jetzt nicht anders, aber Präsident Obama hatte was dagegen.
Rund 35'000 Insassen von Staatsgefängnissen haben während Obamas Amtszeit schon Gnadengesuche eingereicht, aber weniger als 50 sind dann tatsächlich aus der Haft entlassen worden. Sehr wenig für ein Land, das eigentlich an die Politik der zweiten Chance glaubt.
Am 13. Juli 2015 gibt das Weisse Haus bekannt, dass 46 Frauen und Männer aus der Haft entlassen werden. Darunter ist auch Katina Smith. Am Sonntag wird sie ihren Sohn wieder beim Superbowl spielen sehen. Auf der Tribüne in Santa Clara.