Doug Honegger
Ist Tom Brady ein Betrüger?

Doug Honegger beleuchtet exklusiv für Blick.ch den Nordamerikanischen Sportalltag. Heute schreibt er über die Sperre von Patriot-Quarterback Tom Brady und andere Konsequenzen des «Deflate-Gate».
Publiziert: 30.07.2015 um 19:51 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:15 Uhr
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Tom Brady darf nächste Woche also doch aufs Feld.
Foto: Keystone
Von Doug Honegger

Die Integrität der Liga zu beschützen, das ist, neben einigen anderen Aufgaben, die Verantwortung von NFL-Commissioner Roger Goodell.

Und das tat er, als er den Superstar-Quarterback Tom Brady von den New England Patriots für vier Spiele sperrte, weil dieser angeblich wusste, dass er im Spiel vom 18. Januar gegen Indianapolis Bälle verwendete, die nicht den Regeln entsprachen.

11 der 12 von Brady benutzten Bälle waren zuwenig hart – und weiche Bälle lassen sich besser fangen, besonders wenn es wie damals sehr kühl ist.

Mit dieser Sperre hat Goodell auf jeden Fall gezeigt, dass kein Spieler, mag er noch so bekannt und berühmt sein, grösser ist als die Liga.

Die Teams bekommen für jedes Spiel neue Bälle (jedes Team erhält 12 Stück), und die Quarterbacks mögen es, wenn gewisse Anpassungen vorgenommen werden. Frische Bälle passen den Spielgestalern nämlich nicht in den Kram, weil sie schwierig zu werfen sind.

Also sind die Materialverwalter darum bemüht, die Bälle so lange zu bearbeiten, bis der Quarterback zufrieden ist.

Hätte Brady damals die drängende Frage, ob er von den teilweise entleerten Bällen gewusst hat, mit ja beantwortet, wäre er wohl mit einer Busse davongekommen und die Sache wäre erledigt gewesen.

Gesperrt wurde er in letzter Konsequenz nicht wegen zuwenig Luft in den Bällen, sondern weil er gelogen hat und danach versuchte, die Sache zu vertuschen.

Brady wies sämtliche Vorwürfe zurück. Von Goodell dazu aufgefordert, gemäss den Regeln der Liga sein Handy rauszurücken, flüchtete er sich in die Ausrede, sein Android eben durch ein iPhone ersetzt zu haben. Mitteilungen habe er darauf keine mehr, behauptete Brady.

Goodell genügte das – er nahm sich Brady zur Brust. Gewinner gibt es in diesem Fall keine. Die Liga hat wohl gehandelt, erleidet aber einen Imageverlust, weil sie ihren Superstar und Posterboy aus dem Verkehr ziehen muss.

Commissioner Goodell hat nicht nur die Freundschaft von Patriots-Besitzer Robert K. Kraft – sein bester Kumpel unter den NFL-Besitzern – verloren.

Er muss sich seither in seinem Zuhause rund um die Uhr schützen lassen. Das Erbe Tom Bradys und der Patriots hat massiven Schaden erlitten.

In den Geschichtsbüchern wird wohl stehen, dass sie zusammen vier mal die Super Bowl gewonnen haben. Es wird aber auch von Lug und Trug die Rede sein.

Mit den weichen Bällen wurde nämlich auch die Erinnerung an die «Spygate»-Affäre von 2007 wieder wach: Damals wurden die Patriots überführt, ihre Gegner mittels Filmaufnahmen ausspioniert zu haben, um so die codierten Signale der Trainer an der Seitenlinie entschlüsseln zu können.

Das kostete Patriots-Coach Bill Belichick damals eine halbe Million, das Team 250'000 Dollar und einen Draftpick. Und alle ihren guten Ruf.

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