Mega-Transfer von New England zu Tampa Bay
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Darum ist Brady der Beste:Mega-Transfer von New England zu Tampa Bay

Das steckt hinter dem Brady-Wechsel
Wenn der Grösste aller Zeiten zur Gurkentruppe wechselt

Als ob Lionel Messi zu Espanyol Barcelona ginge: Tom Brady wechselt das Team, weil er mit Wunder-Coach Belichick nicht mehr klarkommt. Und in den USA drehen alle durch.
Publiziert: 22.03.2020 um 19:39 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2021 um 00:57 Uhr
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Sechs Mal gewann Tom Brady mit den Patriots den Super Bowl.
Foto: keystone-sda.ch
Emanuel Gisi

Die National Football League schafft seit Jahren, wovon die Fussball-Welt nur träumen kann. Obwohl monatelang nichts läuft, ist sie in Nordamerika Thema Nummer 1, das ganze Jahr über.

Eine NFL-Saison ist kurz: 16 Quali-Runden von September bis Dezember, danach einen Monat Playoffs für die Top 12 der 32 Teams. Und dann ruht das Leder-Ei wieder, von Februar bis September. Heute ist die neue Saison weit weg. Nicht nur wegen der Corona-Pandemie, die auch in den USA längst wütet. Schliesslich soll es in einem halben Jahr wieder losgehen, wenn überhaupt.

Und doch reden in den USA alle, die sich für Sport interessieren, vor allem über eins: Football. Der Grund: Tom Brady (42), bester Quarterback aller Zeiten, sechsfacher Super-Bowl-Champion, hat nach 20 Jahren keine Lust mehr auf die New England Patriots und geht nach Tampa Bay. Ein Paukenschlag. Brady, der Jahr für Jahr auf Geld verzichtet hatte, um sicherzustellen, dass er genügend qualifizierte Teamkollegen zur Seite gestellt bekommen würde, wechselt für 50 Millionen US-Dollar für die nächsten zwei Jahre.

Vom Vorzeigeteam zu einer der Lachnummern der Liga: Die Tampa Bay Buccaneers sehen die Konkurrenz in der Tabelle normalerweise von unten. Vor 13 Jahren standen sie zum letzten Mal in den Playoffs. Letzte Saison schaffte ihr Quarterback Jameis Winston (26) das Negativ-Kunststück, 30 Fehlpässe zum Gegner zu werfen. Brady brauchte zuletzt fünf Jahre für 36 Interceptions. Es ist ein bisschen so, als ob Lionel Messi vom FC Barcelona zu Espanyol Barcelona wechseln würde.

Die Gründe für Bradys Wechsel

Aber warum tut er das? Es geht um Ehrgeiz, Egos und Eitelkeiten. «Zeit für eine neue Etappe» sei nun, schreibt Brady auf Instagram. «Er ist für mich wie ein Sohn», sagt Patriots-Besitzer Robert Kraft (78). «Ich hätte ihn behalten. Wenn er hätte bleiben wollen, wir hätten eine Lösung gefunden.» In Boston liebten sie den Kämpfertypen, der immer einen Weg fand, sein Team zum Sieg zu führen. Wie in der historischen Super-Bowl-Aufholjagd 2017, als New England gegen Atlanta mit 3:28 hinten lag, um am Ende mit 34:28 zu siegen – einen grösseren Rückstand hat nie ein Team im Saisonfinale aufgeholt.

Und doch war längst nicht mehr alles in Butter. Der Grund für den Abgang: Bradys Verhältnis mit seinem genialen Trainer Bill Belichick (67) war längst schon belastet. Als «zwei rücksichtslose und stolze Self-Made-Männer, beide mit unvollendetem Vermächtnis», beschrieb «ESPN» das Verhältnis der beiden Stars schon 2018. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis es knalle. Die beiden Egos, Belichicks Probleme mit Bradys persönlichem Ernährungscoach, Berater, Trainer und Guru Alex Guerrero (55), Diskussionen über den Coaching-Stil und die Frage nach dem Nachfolger für den gealterten Superstar. Damals entschied Brady den Machtkampf für sich, brachte die Patriots dazu, Ersatzmann Jimmy Garoppolo (28) wegzutransferieren, bevor er ihm gefährlich werden konnte. «Er oder ich» muss die Ansage damals gewesen sein.

Jetzt ist es Brady, der geht und das Verhältnis zum langjährigen Trainer und Mentor beendet. Er verlängert seinen Vertrag nicht, weil er es nicht mehr auszuhalten scheint. Anders ist die etwas schiefe Aussage von Teambesitzer Kraft beim «NFL Network» nicht zu deuten: «Stellen sie sich vor, sie lieben ihre Frau und wegen des Schwiegervaters oder der Schwiegermutter halten Sie es nicht mehr aus, mit ihr zusammen zu sein.»

Brady ist nicht der erste Superstar, der seine Karriere an einem anderen Ort beendet. Green-Bay-Ikone Brett Favre liess seine Karriere bei den New York Jets und in Minnesota ausklingen. 49ers-Legende Joe Montana landete am Schluss seiner Laufbahn in Kansas City. Basketball-Superstar Michael Jordan spielte zwischenzeitlich Unterklasse-Baseball und am Ende für die Washington Wizards. Titel holten sie da alle keine mehr.

Fragen werden darum viele bleiben. Wenn es im September losgeht, ist Brady 43 Jahre alt. Wie lange kann er sich gegen den Lauf der Zeit wehren? Wann ist er zu alt? Gewinnt er ohne Belichick noch etwas? Oder der dieser ohne ihn? Es gibt viel zu reden bis im September, wenn es endlich wieder losgeht. Hoffentlich.

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