«Träumen tut man in meinem Alter nicht mehr. Träume nennt man dann Ziele». Andy Rihs sitzt im Garten seines Anwesens «La Coquillade» in Südfrankreich. Es ist der Sommer 2016.
Rihs ist bereits krank. Aber davon mag er nicht reden. Er ist keiner, der klagt. Seine Gastfreundschaft, seine Herzlichkeit und seine wohltuende Bescheidenheit verbietet es ihm, sein Schicksal in den Vordergrund zu rücken.
Er redet lieber vom Sport. Von seinem geliebten Radsport. «Auf dem Velo ist jeder gleich. Ein Direktor muss gleichviel strampeln wie ein Büezer. Auf dem Velo gibt es nicht arm und reich, auf dem Velo sind alle gleich.»
Andy Rihs strampelt nicht mehr. Einer der grössten Sportförderer der Geschichte ist tot. Er hat mit seinem Veloteam die Tour de France gewonnen. Er hat das grösste Radspektakel der Welt nach Bern geholt. Er hat in Bern ein Fussballstadion gebaut und YB wieder gross gemacht. Er, der Seebueb aus Zürich, dem man in Bern lange Zeit mit Skepsis begegnet ist. «Wenn sich die Berner nicht für YB engagieren, dann muss ich es halt machen», hat er einst gesagt.
Er, der Multimilliardär, hatte ein grosses, ein sehr grosses Herz. «Geld ist nur Mittel zum Zweck. Am liebsten sitze ich im Sattel meines Velos», pflegte er zu sagen. Oder er sass mit gelb-schwarz geringelten Socken im Stade de Suisse. Und hat gehofft, dass er irgendwann entschädigt wird für sein unermüdliches Engagement.
Es ist so etwas wie Ironie des Schicksals, dass YB wohl nur wenige Tage nach dem Tod von Andy Rihs Meister wird. Auf die Frage, ob YB in dieser Saison endlich den Titel holt, hat er im letzten Sommer noch gesagt: «Jetzt erwarten Sie, dass ich Ja sage. Und dann hauen Sie mir die Aussagen wieder die ganze Saison um die Ohren.»
Du, lieber Andy, hättest «Ja» sagen können. Und die ganze Sportschweiz hätte sich mit Dir gefreut, wenn Du den Meisterpokal in die Höhe gestemmt hättest. Es hat nicht sein dürfen.