Der 3. März 2013 war ein schwarzer Tag für die Schweizer Olympia-Bewegung. 53 Prozent der Bündnerinnen und Bündner verweigerten einer Kandidatur für das Jahr 2022 ihre Unterstützung.
Inzwischen ist der Schock verdaut, hiesige Olympia-Promoter wittern Morgenluft. Diese Woche liess die Bündner Regierung verlauten, sie wolle eine erneute Kandidatur unterstützen. Im Wallis weibelt FC-Sion-Chef Christian Constantin (58) dafür, die Winterspiele 2026 in die Schweiz zu holen – ein erstes Dossier hat er bei der Regierung bereits deponiert. Diese will es nun genau prüfen.
Olympia in der Schweiz – ist das überhaupt realistisch? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.
Haben neue Olympia-Pläne überhaupt eine Chance?
Ja – «aber die Hürden sind hoch», sagt Jörg Schild (69), Präsident von Swiss Olympic, jener Organisation also, die bei einer Bewerbung die Federführung übernehmen müsste. Chancen hat in der Schweiz nur ein nachhaltiges Projekt, um bei Volksabstimmungen eine gute Chance zu haben.
Doch genau das scheint gewünscht: Letztes Jahr hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) die sogenannte Agenda 2020 verabschiedet, die dem Gigantismus à la Sotschi einen Riegel schieben soll. «Die Schweiz könnte dem IOC beweisen, wie man die Agenda 2020 umsetzen kann», sagt Schild.
Wie konkret sind die Schweizer Olympia-Pläne schon?
Swiss Olympic hat eine hochkarätige Arbeitsgruppe eingesetzt, die bereits zweimal getagt hat – mit dabei waren die Präsidenten der Wintersportverbände, Schweiz Tourismus, Schweizer IOC-Mitglieder, das Schweizer Fernsehen, Vertreter der Umweltverbände und der Sportartikelbranche. «Wir haben darüber gesprochen, unter welchen Bedingungen eine neue Schweizer Kandidatur überhaupt möglich ist», sagt Schild dazu.
Zurzeit werden die Ergebnisse der Sitzungen in ein Papier gegossen, das Schild im Januar als Erstes Sportminister Ueli Maurer (64) präsentieren will. «Er müsste ja als Erster dahinterstehen können», sagt Schild dazu.
Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit ein konkretes Projekt Chancen hat?
Die Arbeitsgruppe klärt zum Beispiel die Frage, wie dezentral Schweizer Spiele sein könnten. Konkret: Ist es möglich, die Wettkämpfe auf dem Schnee in den Bergen, die Eishockeyspiele aber im Unterland in bestehenden Stadien abzuhalten? Die letzte Kandidatur ist unter anderem daran gescheitert, dass zu viele Olympia-Bauten hätten abgerissen werden müssen –umweltschonend ist das nicht.
Sind sogar gemeinsame Spiele Wallis/Graubünden möglich?
Das sei «durchaus eine Möglichkeit, die man diskutieren kann», sagt Jörg Schild dazu. Klar ist, dass ein Kanton allein die Spiele kaum stemmen kann, wenn sie bezahlbar bleiben sollen. Und je breiter eine Kandidatur abgestützt ist, desto grösser sind ihre Chancen. Jörg Schild: «Wenn wir es wirklich nochmals wagen, sollten wir von Schweizer Spielen reden, damit die Bevölkerung dahinterstehen kann. Sonst bleibt es eine Illusion.»
2026 ist sehr weit weg. Wann wird sich die Bevölkerung zu einer allfälligen Olympia-Kandidatur äussern können?
Die Schweizer Olympia-Pläne kommen schneller aufs Tapet, als viele denken. Vergeben werden die Spiele im Jahr 2019; damit für die Ausarbeitung eines konkreten Projekts genug Zeit bleibt, müssten entsprechende Volksabstimmungen schon 2017 stattfinden.
Ein mehrheitsfähiger Vorschlag hätte die massive Unterstützung von Ueli Maurer, der mit einer erfolgreichen Kandidatur seine Bundesratskarriere krönen könnte. Die Schweiz wird sich also früher mit Olympia 2026 beschäftigen als mit der nächsten Fussball-Weltmeisterschaft.