«Nach Corona gibt es Nachholbedarf»
2:17
Tourismus bereitet sich vor:«Nach Corona gibt es Nachholbedarf»

Tourismusstudenten bereiten sich vor
«Nach Corona gibt es Nachholbedarf»

Die Coronapandemie hat dem Tourismus schwer zugesetzt. Doch eine Tourismusschuldirektorin und ihre Studenten glauben an die Branche.
Publiziert: 16.08.2020 um 02:15 Uhr
|
Aktualisiert: 16.08.2020 um 13:00 Uhr
1/11
Das Semester an der Höheren Fachschule für Tourismus hat am Montag begonnen. Die Anzahl Studierender bewegt sich auf Vorjahresniveau – verändert hat sich zum Schulstart aber einiges.
Foto: JESSICA KELLER
Milena Stadelmann (Text), Jessica Keller (Fotos)

Die Schulzimmer an der IST, der Höheren Fachschule für Tourismus in Zürich, sind seit Montag wieder gefüllt. Die Anzahl der Studierenden bewegt sich auf Vorjahresniveau – das ist hier nicht anders als an den Höheren Fachschulen für Tourismus in Graubünden und Luzern. Hanna Rychener Kistler, die Direktorin der IST, sagt: «Jetzt geht es darum, sich aus- und weiterzubilden, um bereit zu sein für die Zeit nach Corona.»

Beim Schulstart der Touristiker ist allerdings einiges anders: Spender für Desinfektionsmittel in den Gängen, BAG-Plakate an den Wänden, Sitzplatzordnung in den Schulzimmern.

Und auf dem Schulgelände gilt teilweise Maskenpflicht.

Zwar gibt es noch kein Fach «Corona-Krise», doch der Schulstoff wurde den neuen Herausforderungen angepasst. So lernt man im Tourismusmarketing nicht mehr, das Weihnachtsshopping in New York zu promoten, sondern wie man Campingausflüge in der Schweiz bewirbt.

Flexibilität wichtiger denn je

Anpassungsfähigkeit und Flexibilität seien im Tourismus schon vor der Pandemie wichtig gewesen, erklärt Rychener Kistler. «Die Branche kennt sich mit Krisen aus.» Neu sei die internationale und existenzielle Dimension. «Das Bewusstsein, mit welchen Mitteln und Ressourcen man wohin reist, wird sich verändern.» Die IST-Direktorin nennt neue Trends: mehr Ferien im eigenen Land und in der Natur, weniger Geschäftsreisen ins Ausland, keine Wochenendtrips mit dem Flugzeug. Punkto Nachhaltigkeit sei dies eine Chance, sagt Rychener Kistler. Das Airlinebusiness dagegen dürfte sich anpassen: «Es wird nicht mehr möglich sein, für 100 Franken nach London und zurück zu jetten.»

Durch die neuen Reisegewohnheiten verändere sich der Arbeitsmarkt. «Es gibt nicht zwingend weniger Stellen», sagt Rychener Kistler. «Aber sie verlagern sich.» Die Hotellerie in den Städten leide, und in der Reisebranche bahne sich eine Kündigungswelle an. «Dafür geht es einigen Bergregionen gut bis sehr gut. Die suchen nach Arbeitskräften.»

Und doch sind Fernweh und Fernreisen nicht einfach von gestern. Die IST-Direktorin prophezeit sogar einen riesigen Nachholbedarf – sobald das Reisen wieder sorgenlos möglich ist. Rychener Kistler: «Tourismus lebt von Träumen von fremden Welten und Begegnungen mit anderen Kulturen.» Dafür brauche es «gut ausgebildete und qualifizierte Fachkräfte».

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?