Wir kommunizieren Tag für Tag in enormem Masse – aber nur selten aufrichtig. Wir tauschen Millionen von Belanglosigkeiten aus, verschweigen aber all die Dinge, die uns am Herzen liegen. Manchmal wagen wir es, diese in einen schlechten Scherz zu kleiden, damit sie wenigstens ein bisschen draussen sind, aber so, dass wir dafür nicht angegriffen werden können – es war ja nur ein Witz ... Kein Wunder, fühlen wir uns auch nach einem geselligen Abend immer noch allein. Schliesslich wurde viel geredet, aber nichts gesagt.
Ehrliche Kommunikation aber erfordert Mut. Mut, etwas Persönliches auszusprechen. Mut, mit dem Gegenüber in echte Beziehung zu treten. Mut, es auszuhalten, andere möglicherweise zu verletzen oder selber verletzt zu werden. Das ist umso schwieriger, weil es nur wenige Eltern ihren Kindern beizubringen vermögen und weil es in der Schule wie so vieles, das fürs Leben wichtig wäre, nicht im Lehrplan erscheint. Ins Leben hinaus treten wir somit als kommunikative Kleinkinder, und mancher bleibt auch eines.
Die aufrichtige, offene Kommunikation zwischen Liebenden ist besonders anspruchsvoll. Viele Paare scheitern daran, sie sprechen zwar ständig über ihre Beziehung, aber nicht über ihre Gefühle, und hören einander nicht zu, sondern wollen nur die argumentative Oberhand gewinnen. Abgesehen davon, dass das alles der Erotik sowieso nicht hilft, ist gerade in diesem Punkt klar und deutlich zu sagen, was einem gefällt. Viele Frauen unterlassen das jedoch aus Prinzip und regen sich lieber im Kreise ihrer Freundinnen über den völlig ahnungslosen Partner auf. Das ist nicht nur unkonstruktiv, sondern auch unfair.
Reden Sie mit dem Mann! Sagen Sie, worauf Sie stehen. Wenn das nichts hilft, müssen Sie allerdings erneut Mut aufbringen. Nämlich zum Gehen. Gehen ist immer besser als leiden.