Sandra Bullock über Männer, Sechs-Tage-Diät und ihr Leben als 51-Jährige
«Ich habe täglich eine Krise»

Tiefe Einsichten aus dem Seelen- und Familienleben: Im Interview mit SonntagsBlick verrät Oscar-Preisträgerin Sandra Bullock, was ihr wichtig ist.
Publiziert: 08.11.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:29 Uhr
«Die Sandy von heute gefällt mir viel besser als die vor 20, 30 Jahren.»
Foto: FilmMagic
Von Dirk Sindermann

Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Flirten auch. Jedenfalls bei Sandra Bullock (51): Seit ich ihr bei einem SonntagsBlick-Interview vor zwei Jahren einen Beutel Gummibärchen verehrte (eigentlich waren sie für ihren Sohn Louis bestimmt, aber Mama hatte gerade einen Bärenhunger), «läuft» da etwas zwischen uns. Als ich sie damals fragte, ob neben dem kleinen Mann auch Platz für einen etwas grösseren in ihrem Leben sei, wertete Sandra das augenzwinkernd als Heiratsantrag: «Warten wirs ab.» Nun wurde es allmählich Zeit, da mal nachzuhaken.

SonntagsBlick: Was macht eine alleinerziehende Mutter, wenn der Sohn männlichen Beistand braucht – an wen wendet er sich da? An George (Clooney, ihren langjährigen Freund)?
Sandra Bullock: (Gespielt entrüstet) George und Rat in Kinderfragen? Ich erzähle Ihnen eine schöne Geschichte: George hatte mich und ein paar Leute in sein Haus am Comer See eingeladen. Louis litt unter schwerem Asthma, eines Abends sagte er: «Ich muss George und Rande (dessen Busenfreund Gerber) finden.» Wir stolperten im Dunkeln durch den Garten, wo George und Rande beim Wein sassen. Louis – er war damals drei – wollte mit ihnen allein sein: «Mama, bleib weg!» Dann stützte er seinen kleinen Ellbogen auf Randes Knie und begann eine Unterhaltung unter Männern. Ich hörte ihn sagen «Weisst du, Rande, ich habe keinen Papa». Und Randy sagte: «Ich habe auch keinen, Lou». Damit war der Fall erledigt. Louis stand auf: «Komm, Mama, wir gehen zurück». Und ich heulte los (schluchzt theatralisch). Im Leben von Louis gibt es drei Männer, die ihn über alles lieben. Sie bringen ihm bei, ein Mann zu sein. Besser als ich es kann – obwohl ich ziemlich maskulin bin.

Wer sind diese drei?
Familienmitglieder aller Generationen.

«Maskulin» kann ich nicht so stehen lassen. Sie sehen fabelhaft aus!
Dank einer Menge Schönheitsoperationen.

Sie scherzen. Es muss an den Genen liegen!
Nein, am knallengen Kleid, das ich heute trage. Es hält im Augenblick alles zusammen.

In Ihrem neuen Film «Our Brand Is Crisis» spielen Sie eine politische Beraterin, die für den Wahlsieg ihres Auftraggebers alles tut – und sich selbst vernachlässigt.
Sie ist süchtig nach Sieg. Und nach Chips, die sie ständig in sich reinstopft.

Und Sie? Leben Sie gesund?
Sechs Tage die Woche – 24 Stunden lang esse ich, was immer ich will.

Stichwort Krisen: Gibt es die in Ihrem Leben?
Jeden Tag. Aber ich meistere sie. Solange mein Sohn gesund ist, kann mich so gut wie nichts erschüttern. Obwohl... vor zwei Wochen hätte ich ihn fast ins Krankenhaus gebracht. Wir hatten im Garten mit einem Medizinball gespielt. Ich sollte ihn damit treffen. Hab ich auch. Aber so hart, dass es ihn glatt umgehauen hat. «Oh, mein Gott!», dachte ich, «ich habe ihm den Arm und das Fussgelenk gebrochen». Wie sollte ich das im Krankenhaus erklären? Am Ende war aber alles gut. Louis ist ein cooles Kind.

Es hat in Ihrem Leben eine grosse Krise gegeben, den Betrug Ihres Mannes Jesse James 2010...
Niemand will verletzt werden, und doch passiert es uns. Ich hatte das Glück, in Louis einen Massstab zu finden, der mir jeden Tag zeigt, wie sehr ich zur Liebe fähig bin. Alles mit ihm macht mich glücklich. Kann ich das mit einem anderen Menschen teilen? Ich weiss es nicht.

Wie reagieren Sie, wenn jemand Ihnen weh tut?
Ich fühle mich nie als Opfer. Da stehe ich drüber. Das habe ich von meiner Mutter: Mit Ärger, Feindseligkeit oder Rache tut man sich nur selber weh.

Würden Sie der Ehe eine zweite Chance geben?
Ich möchte «niemals» sagen, aber dann gibts Ärger. Es ist kein Muss für mich. Einen Partner, der dich liebt und unterstützt ist das ultimative Geschenk – ob man heiratet oder nicht, ist unwichtig.

Sie haben die 50 überschritten. Fühlen Sie sich anders als noch mit 30?
Mein 50. Geburtstag war eine Erleichterung. Ich mache mir keine Sorgen mehr über Dinge, die mich mit 30 noch schwer beschäftigt haben. Ich erinnere mich genau an diesen Tag: Als ich zu den Bergen hochschaute, überkam mich das Gefühl, dass ich es geschafft habe. Wie wenn eine Last von meinen Schultern gefallen wäre.

Welche Last?
All die Sachen, die von einem erwartet werden: Wie man auszusehen hat, wie man handeln soll. Ich wusste meinen eigenen Wert nicht zu schätzen. Ich hatte eine Menge Selbstzweifel. Die Sandy von heute gefällt mir viel besser als die vor 20, 30 Jahren. Selbst wenn ich könnte: Ich möchte ich das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. Ich war damals nicht glücklich.

Umso mehr scheinen Sie jetzt Ihr Leben zu geniessen.
Und wie! Louis und ich stehen jeden Morgen auf und sagen: «Das wird ein guter Tag.» Je älter man ist, desto klarer wird einem, wie die Zeit davonläuft. Man fragt sich: «Warum habe ich mich die Hälfte meines Lebens mit diesem Sch... abgeplagt?» Komm, lasst uns eine gute Zeit haben! Das ist alles, was mir wirklich wichtig ist.

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