Die Ärzte hatten sie aufgegeben. Das war vor 100 Jahren, als die Spanische Grippe Dutzende Millionen tötete. Marguerite Nerny: «Ich verordnete mir Aigle aus dem eigenen Weinberg – und wurde wieder gesund», sagte sie im Juli der «Schweizer Illustrierten».
Als Teenagerin lernte die Waadtländerin den Bäcker Eugène Nerny kennen. Sie verlobten sich, dann wanderte er nach Montreal aus. Unzählige Briefe hielten die Liebe am Leben, bis Nerny 1929 nachreiste. «Ich hatte oft Heimweh nach der Schweiz», sagt sie. «Aber die Arbeit liess mir kaum Zeit.» Sieben Kinder zog Nerny gross, heute hat sie zehn Enkel und 14 Urenkel. Viele feierten im Sommer ihren 110. Geburtstag mit. Der Schweizer Konsul in Montreal gratulierte persönlich.
Jetzt hat Nerny erneut Grund zum Feiern: Sie ist seit dieser Woche die älteste Schweizerin. Am Montag verstarb Nina Hofer (†110), welche bis dahin die Lan-desälteste war. Laut «The 110 Club», der weltweit nach den ältesten Bürgern sucht, ist Nerny nun die einzige Schweizerin über 110.
Im Schnitt werden Frauen hierzulande 85, Männer 80,7 Jahre alt. Nur in Spanien ist die Lebenserwartung höher, wie eine OECD-Studie am Mittwoch zeigte.
Für den Rekord von Rosa Rein (†112) fehlen Nerny noch 939 Tage. Das ist zu schaffen: Laut ihrem Sohn Maurice (83) hört sie nicht mehr optimal, «sonst ist sie aber noch gut zwäg».
Das Geheimnis ihrer Gesundheit? «Ein ruhiges Leben», sagt Nerny. Auch der enge Familienzusammenhalt helfe. Und ab und zu ein Gläschen Aigle.