Kommentar von SonntagsBlick-Chefredaktor Gieri Cavelty
Die Mitgliedschaft im Uno-Sicherheitsrat erweitert den Horizont

Die Mitgliedschaft im Sicherheitsrat kann unserem Land zu einem neuen aussenpolitischen Selbstverständnis verhelfen.
Publiziert: 11.06.2022 um 21:18 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2022 um 13:37 Uhr
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Gieri CaveltyKolumnist SonntagsBlick

Und plötzlich sind wir im Uno-Sicherheitsrat. Viele Schweizerinnen und Schweizer dürften davon erst nach der Wahl erfahren haben. Während in der Öffentlichkeit monatelang über Netflix- und TV-Gebühren diskutiert wird, ist unser Land am Donnerstag praktisch ohne innenpolitische Debatte zur Mitentscheiderin auf der Weltbühne geworden.

Der Grund für diesen unspektakulär spektakulären Vorgang ist der helvetische Hang zur Nabelschau: Entscheide in der Bundesstadt Bern bedeuten die Welt – was in New York oder in Brüssel geschieht, wird ignoriert. Deswegen kriegt auch kaum jemand mit, wie viel EU-Recht von der Schweiz übernommen wird.

Zweite Pointe: Vertreten wird die Schweiz im Sicherheitsrat von Pascale Baeriswyl – jener Pascale Baeriswyl, der Ignazio Cassis 2019 das EU-Dossier entzogen hat. Die wichtigste Schweizer Diplomatin ist alles andere als eine Vertraute des Aussenministers und handelt so unabhängig wie nur möglich.

Die Schweizer Aussenpolitik war und ist eine Politik des Durchwurstelns. Im Sicherheitsrat aber muss man Farbe bekennen. Für die Schweiz ist das eine Chance. In einer Welt, die zunehmend durch Polarisierung geprägt wird, ist Durchwursteln kaum mehr eine Option. Die Mitgliedschaft im Sicherheitsrat kann unserem Land zu einem neuen aussenpolitischen Selbstverständnis verhelfen. Sie erweitert den Horizont.

Pascale Baeriswyl ist für diese Mission genau die richtige. Es dürfte der Schweiz guttun, wenn sie im fernen New York Entscheide fällt, während Bern schon schläft.

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