Kolumne von Style Writer Wäis Kiani
Zum Tod von König Cecil

Wäis Kiani sieht schwarz für die Menschheit. Weil diese lacht, wenn sie weinen sollte.
Publiziert: 03.08.2015 um 13:56 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:07 Uhr

Die Geschichte, die mich diese Woche am meisten berührt und angeekelt hat, ist die des Löwen Cecil, von dem Sie sicher auch gelesen haben. Cecil war 13 Jahre alt und lebte glücklich in einem simbabwischen Nationalpark. Er war nicht nur wunderschön und die Attraktion des Parks, sondern auch ein besonders menschenfreundlicher Löwe. Cecil war gechipt, sein Lifestyle wurde für Forschungszwecke genutzt.

Er diente also der Wissenschaft und der Menschheit! Ein an einer merkwürdigen Krankheit leidender Zahnarzt, Walter J. Palmer aus Minnesota, zahlte 50 000 Dollar, um das Prachtstier zu erschiessen. Der arme Cecil wusste natürlich nichts davon und ging in die Falle. Er wurde mit Pfeil und Bogen verletzt, musste stundenlang leiden, bis ihn Palmer und die Jäger fanden, erschossen, seinen Kopf abtrennten und ihn häuteten.

Das Fell will der kranke Palmer vermutlich vor seinen Kamin legen und jedem, der sein Haus betritt, stolz von seinen widerwärtigen Taten erzählen. Zum Glück sind das Internet und alle Nachrichtenkanäle seit Tagen voll davon, wie erbärmlich dieses Monster von Zahnarzt Cecil erlegt hat, und auf Facebook und Twitter gibts gar einen Hashtag: #killwalterpalmer. Seine Praxis musste schliessen, er wird von Tierschützern und Löwenliebhabern gejagt, TV-Reporter stehen vor dem Haus, und Palmer musste untertauchen. Aus Angst hat er – genauso widerwärtig – sich öffentlich entschuldigt. Es tut ihm leid, er wusste nicht, dass Cecil ein VIP der Löwen war!

Allein für diesen Satz muss man ihn bodenlos hassen, oder nicht? Er hat nach dem Drama immer noch nicht verstanden, dass er Löwen nicht erschiessen sollte. Keinen! Stattdessen soll er lieber in Zähnen bohren. Nebenbei hat sich herausgestellt, dass er vor einigen Jahren schon einmal verurteilt worden war, weil er verbotenerweise einen Bären erschoss. Er kam damals mit einer Geldstrafe davon. US-Moderator Jimmy Kimmel sprach über all das in seiner Abendshow und war genauso entsetzt über Palmers sinnloses Morden und dessen dumme Entschuldigung. Und Achtung, jetzt kommt das dritte Level alles Unerträglichen: Das Publikum hat an mindestens fünf Stellen gelacht! Jimmy selbst fand nichts komisch und fragte am Ende erschüttert, welche Erektionsschwierigkeiten einer haben muss, um einen Löwen zu töten und ihn zu köpfen. Das Publikum schrie vor Lachen. Googeln Sie Jimmy Kimmel und Cecil, und Sie können sich das Elend selbst ansehen.

Jetzt ist meine Frage an Sie: Was ist los mit den Menschen? Der Mann war auf einem guten College, er ist Akademiker und Arzt, sollte also ein wenig Altruismus in sich tragen. Was ist denn von weniger gebildeten Menschen zu erwarten? Bitte passen Sie gut auf sich, Ihre Kinder und Ihre Tiere auf. Es ist kalt und gefährlich da draussen.

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