Es ist Geburtstagswoche. Dieses Jahr hatte ich Lust auf eine Dinner Party, und zwar in Berlin, wo ich nur Gast bin, frei von jeglichen gesellschaftlichen Verpflichtungen. Das Motto meiner Gästeliste: nur Menschen, die mir in den letzten Jahren keine schlechte Stimmung verursacht haben. Meine Schwester schenkte mir ein aufwendiges Geburtstagsmenü: Lobster-Cocktail, Sorbet, Beef Wellington und Mille-feuille-Torte. Mein Apéro-Getränk hiess «Sangria für Reiche», bestehend aus Champagner, Himbeeren, Erdbeeren auf Eis in einem grossen Weinglas. 20 Leute lud ich schriftlich ein, und es stand ausdrücklich «Secret Birthday Dinner» auf der Einladung, nur zur Sicherheit, damit nichts herumerzählt wird und jemand sauer ist.
19 Leute lagen mir sehr am Herzen, nur Nr. 20 lud ich aus einer Verpflichtung heraus ein, obwohl sich der Mann auf meinem letzten BBQ derart unterirdisch schlecht benommen hatte, dass ich ein Jahr nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Was macht einen schlechten Gast aus, werden Sie sich jetzt fragen, denn in der Schweiz gibt es nach meinen Erfahrungen keine schlechten Gäste. Nun, meiner erzählte als einziger zwei alten Bekannten von der Einladung, diese möchte ich noch nicht einmal neben mir sitzen haben, geschweige denn als Gast begrüssen müssen.
Der erste davon belästigte mich schon, als ich noch in der Schweiz war. Er hätte von Nr. 20 gehört ..., wo er hinkommen solle. Es folgte ein dreistündiger Schleimregen, ich aber blieb hart, denn ich wusste, er würde sich derart schlecht benehmen, dass andere Gäste daran Schaden nehmen könnten. Zudem hatte er mich noch nie eingeladen und war als Schmarotzer international verschrien. Kaum war ich in Berlin, rief die nächste Schmarotzer-Nervensäge an, er hätte von Nr. 20 gehört, und ob wir uns nicht morgen sehen. Nein, keine Zeit. Aber dann war er rein zufällig abends in genau dem Lokal, in dem ich reinfeierte, kam auf mich zugeschossen und rief: «Bis morgen vielleicht.»
Mein Dinner-Dress-Code war Smart Evening, Nr. 20 kam in Shorts und mit einer Anglerkappe. Nach dem Sorbet war er verschwunden. Wir dachten, er hole sich etwas, aber dann kam dieses SMS: «Sorry, musste zu meinem Hund, wäre gern bis zum Hauptgang und für den Rest geblieben.» Fünf Uhr morgens bat ich die letzten Gäste, bitte woanders weiterzufeiern. Als ich um elf aufwachte, um diese Kolumne zu schreiben, hatte ich einen Anruf in Abwesenheit: um 8.23 Uhr. Wer ruft nach einer rauschenden Nacht um 8.23 an!? Der schlechte Gast natürlich. Aber ich sag Ihnen was: Ohne ihn wäre die Party zu perfekt gewesen. Man braucht einen schlechten Gast, sonst ist das Leben zu glatt.