Letzte Woche war Facebook zweimal «down». Ich weiss nicht, wie abhängig Sie sind, und ob Sie das überhaupt mitbekommen haben, aber ich habe es sofort bemerkt – und bin im Gegensatz zu meinen virtuellen Freunden trotzdem nicht panisch geworden. Diese posteten, als es wieder weiterging, Screenshots ihrer Bildschirme, auf denen stand: «Etwas ist schiefgelaufen, wir versuchen das Problem zu beheben.» Verzweifelt wollten sie von anderen wissen, ob das nur bei ihnen so ist – oder ob ihr Rechner, ihr WLAN oder sonst etwas nicht funktioniert.
Richtig lustig wurde es, als am Montagabend der zweite Ausfall sogar in den deutschen Radionachrichten vermeldet wurde. Ich höre immer deutsches Radio, egoFM – egal, wo ich auf der Welt bin –, um den Zugang zu meinem Volk nicht zu verlieren. Und so hörten ich und mein Freund Z., der ein paar Meter neben mir auf seinem breiten 30-Mann-Sofa lag, dem Sprecher zu. Und ich konnte nicht aufhören zu lachen. Dass eine Stunde «Facebook down» eine Massenpanik auslösen konnte, war lustig genug, aber dass dies den Nachrichten eine ernsthafte Meldung wert ist ... Bizarr.
Wir stellten uns vor, was wäre, wenn Mark Zuckerberg resp. die Manager, die ihm Facebook abgekauft haben, plötzlich den ganzen Laden dichtmachen würden. Meine Karriere flutschte nicht mehr, da ich keine PR für mich und meine Texte machen könnte. Ich habe schon so viele Angebote bekommen, nur weil die Leute mochten, was sie auf Facebook von mir lasen. Noch schlimmer wäre der Kontaktverlust zu den vielen Menschen, die ich rund um die Welt kenne – und zu den meisten meiner echten Freunde. Wann ruft man schon jemanden an, der in Berlin wohnt, wenn man selbst in Zürich sitzt? Nie. Wozu auch?
Ich wüsste folglich rein gar nichts über all die anderen Frauen. Was sie anhaben, essen, denken. Ich hätte keine Digitalflirts mehr, die einem die Laune für Stunden verbessern – all die Typen, die mich aus dem Nichts kurz oder lang anflirten, um wieder zu verschwinden. Genauso würde man nichts Dämliches lesen, was einer gepostet hat, den man hasst, der aber viele Follower hat – was einem die Laune für Stunden komplett verdirbt. Ich könnte nicht innerhalb von Minuten erfahren, wo es in Mailand die beste Pizza gibt oder wie sich mein iPhone ohne Gabel öffnen lässt. Und wäre Krieg, ohne Facebook wäre ich die Letzte, die es mitbekommt.
Stattdessen würde ich Leuten auf der Strasse hinterherlaufen und ihnen einen Teller mit dem Abendessen zeigen, das ich eben gekocht habe. Und sie fragen, ob sie es mögen und ob sie es kommentieren möchten. Facebook ist der härteste Virus, der die Menschheit je infiziert hat.