Nächste Woche geht das mittlerweile legendäre Burning-Man-Festival in Nevada (USA) los. Es ist ein achttägiges Festival, an dem Performer, Musiker und Gaukler auftreten und an dem man in erster Linie sehr viele Drogen nimmt – also nicht so viel anders als jedes andere Festivals. Das Komische ist aber die Tatsache, dass es diese Hippie-Veranstaltung, die zur Erleuchtung, Befreiung sowie Verbannung von bösen Geistern dienen sollte, zur Pilgerstätte der Superreichen geworden ist. Superreiche, die weder etwas mit schöner Musik, Seelenfrieden noch Wüsten-Einsamkeit zu tun haben.
Die Tickets kosten 390 Dollar und sind immer sofort weg. Schon Monate vorher geht das Geheule meiner finanzstärksten Facebook-Freunde los: Hat noch jemand Burning-Man-Tickets? Dieses Jahr kenne ich kaum jemanden aus der Oberschicht, der nicht hinfährt. Die halbe Zürcher Goldküste ist nächste Woche dort. «Wie schläfst du eine Woche im Sand, ohne dich zu waschen?», fragte ich eine Rich Bitch. Ihre Antwort: «Wir haben ein super equipped Camp mit Koch und Wasser!» Die Kosten für acht Tage Zelten im Sand sind rund 20 000 Franken – für Darja Schukowa (Frau von Roman Abramowitsch) und Poppy Delevingne ein Taschengeld.
Aber was ist so toll daran? Mein Freund P. erklärte es mir. Er war letztes Jahr eingeladen. Das Camp hat sich zu einem sozialen Experiment entwickelt: Es gibt ein Uptown und Downtown, die Strassen sind nach Uhrzeiten benannt: 2–4 Uhr Ghetto, 4–8.45 Uhr Middle Class, 8.45–10 Uhr Rich & Bold. Je später die Zeit, umso höher ist die Dichte an Iridium-Telefonen. Die Motorhome-Camper sind dort so eng ineinander geparkt, dass sich niemand Normales hineinverirren würde. Einige haben Sterne-Köche dabei, Propellermaschinen fliegen weissen Tuna fürs Sashimi-Dinner ein.
Die Milliardäre fühlen sich frei, weil man in den skurrilen Verkleidungen niemanden erkennt und sie sich mit Ketamin wegballern können. Die Reichen wälzen sich in derselben Runde, in der sie auch den Sommer über auf ihren Yachten sassen, und fühlen sich irre frei. Bis der Burning Man verbrannt wird, sie in ihre Privatjets steigen – total geflasht von dem Erlebnis und den vielen Drogen – und sich aufs nächste Jahr freuen. Während die Organisatoren die Wüste von allen Spuren säubern, denn man darf nichts dort lassen.
«Und willst du nochmal hin?», frage ich P. «Ich finde, es hört sich super ätzend an.» «Nee», antwortet P., «nach ein paar Tagen wird es langweilig, und die Milliardäre steigen in ihre Jets und fliegen auf eine Gartenparty nach Beverly Hills.» Es sind dieselben Leute, die schon Ibiza, Mykonos und London mit ihrem vielen Geld die Seele ausgesaugt haben.