Hardliner Andreas Glarner über Aargau-Ja zum Covid-Gesetz
«Wie die beiden FDPler stimmen, ist nur noch peinlich»

Die SVP Aargau widerspricht ihrem eigenen Präsidenten und unterstützt das Covid-Gesetz. Der Massnahmenkritiker scheitert an den Massnahmen.
Publiziert: 31.10.2021 um 11:25 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2021 um 13:11 Uhr
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Andreas Glarner an der Versammlung der Aargauer SVP.
Foto: Alex Spichale
Interview: Simon Marti

Herr Glarner, Ihre Aargauer Kantonalpartei folgt Ihnen nicht. Die Delegierten haben am Mittwoch Ja zum Covid-Gesetz gesagt. Wie wollen Sie sich nun im Abstimmungskampf verhalten?
Andreas Glarner: Als Privatperson und Nationalrat muss ich mich nicht umstellen. Die SVP Aargau plant keine Ja-Kampagne. Es wäre aber auch keine grosse Nein-Kampagne vorgesehen gewesen.

Die SVP Aargau beschloss die Ja-Parole knapp. Was lief schief aus Ihrer Warte?
An der Veranstaltung lief gar nichts schief, es war eine faire Debatte. Das Problem lag bei der Zertifiktatspflicht. Einige Gegner der Vorlage blieben deswegen der Versammlung fern. Aber so ist es jetzt halt.

Das Nein zum Zertifikat scheiterte am Zertifikat?
Ironie der Geschichte, ja.

Als das Covid-Gesetz im März im Nationalrat behandelt wurde, enthielten Sie sich.
Genau. Wir wussten ja noch nicht einmal, was der Bundesrat mit dem Zertifikat machen würde.

Aber das ist es doch: Die nationale Partei hat beim Covid-Gesetz laufend die Position gewechselt. Dieses Lavieren können manche an der Basis nicht nachvollziehen.
Nein, unsere Basis ist geschlossen. Klar, es gibt es Leute bei uns, die dafür sind.

Laut Umfragen mehr als jeder dritte SVP-Wähler. Komisch eigentlich, die Parteispitze stellt das Gesetz als die ganz grosse Bedrohung für das Land dar.
Ich bin Fatalist: Wird das Gesetz angenommen, müssen die Schweizer damit leben. Auch wenn ich überzeugt bin, dass es nicht gut kommt. Die Machtfülle des Bundesrates macht mir Sorgen.

Aber Herr Glarner, dort sitzen zwei SVP-Vertreter, die Mehrheit ist klar bürgerlich.
Ach was, wie die beiden FDPler stimmen, ist nur noch peinlich.

Bundespräsident Parmelin, Ihr Parteikollege, verteidigt den Kurs entschieden.
Weil er muss, er hält sich an die Spielregeln. Ich könnte das nicht.

Welche Bedeutung kommt SVP-Gesundheitsdirektoren wie dem Aargauer Jean-Pierre Gallati im Abstimmungskampf zu?
Sicher hat das einen Einfluss, das sind unsere Regierungsräte, denen hört man zu.

Das sind die Leute vom Fach, die sich den ganzen Tag mit der Pandemie beschäftigen und sich für ein Ja zum Covid-Gesetz einsetzen.
Das sind keine Mediziner. Aber sie sind in der Regierungsverantwortung und machen ihren Job.

So lange sind Sie noch gar nicht Parteipräsident und haben bereits zweimal verloren: Bei den Gemeindewahlen und jetzt an der Delegiertenversammlung. Funktioniert ein Hardliner als Parteichef doch nicht so gut wie gedacht?
Da wird von Journalisten wie Ihnen versucht, aus Gemeindewahlen ein nationales Thema zu machen. Und ich akzeptiere selbstverständlich, wenn die Partei anders entscheidet als ich. Mit ein paar Tricks wäre es anders herausgekommen, das gehört sich aber nicht.

Sie wollen also Präsident bleiben?
Sicher, wir haben einen Haufen Arbeit vor uns. Wenn wir etwas netter rüberkommen müssen, um Erfolg zu haben, probieren wir das.

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