Fix zur Gesellschaft mit Alexandra Fitz
Die unmoralischen Helden

Unsere Autorin Alexandra Fitz kennt sich mit Fussball nicht aus. Dass der Kroate Luka Modric Weltfussballer des Jahres wurde und Messi und Ronaldo vom Thron stoss, findet sie trotzdem super!
Publiziert: 30.09.2018 um 17:55 Uhr
|
Aktualisiert: 21.10.2022 um 11:04 Uhr
kinheitsgerichte4_Mitarbeieter_34.JPG
Alexandra FitzCo-Ressortleiterin Gesellschaft

Wir alle lieben diese Geschichten. Vom Nerd zum Helden. In amerikanischen Chick-Flick-Filmen – was romantische Filme für Frauen meint und ziemlich despektierlich klingt – ist dieser Plot gang und gäbe. Ein schüchterner Junge oder ein stilles Mädchen, gerne mit Riesenbrille, sitzt in der Kantine stets allein, und man erkennt schon in der ersten Einstellung, dass er/sie/es zwar gut aussieht, aber als Loser – wie man in Amerika so fies sagt – dargestellt wird. Auf der anderen Seite der Quarterback der Footballmannschaft. Sportlich, beliebt. Cheerleader Jennifer steht auf Jason. Dann die Wendung. Der Sportler wird zum Depp, der Depp zum Star.

Warum funktioniert das? Der Football-Typ wird unsympathisch, der Loser sympathisch dargestellt. Leisten Aussenseiter
etwas Tolles, rücken sie umso mehr in den Fokus. Bestes Beispiel: Fussball. 2016 waren alle plötzlich Island-Fan, wir klatschten rhythmisch und riefen «Hu!». Die Helden waren Fussballer, die das erste Mal an einem grossen Turnier teilnahmen.

Letzten Montag wurden wir wieder Zeugen, wie ein Underdog einen Star vom Thron stiess. Eigentlich sogar zwei Stars. Ein Kollege aus dem Fussballressort sagt mir zwar, er sei überhaupt kein Unbekannter. Sondern «seit sechs Jahren Regisseur bei Real Madrid, ein absoluter Superstar». Menschen wie ich sahen den Pilzkopf halt bei der WM erst so richtig. Deshalb darf ich vorstellen: Weltfussballer des Jahres – der Kroate Luka Modric! Vom Podest vertrieben hat er Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Sie haben diesen Titel – halten Sie sich fest – zehn Jahre in Folge erhalten. Beide wurden fünf Mal geehrt. Laaangweilig. Endlich kommt Schwung in die Sache. Das dachte ich mir als Laie auch, als YB nach acht Saisons den FC Basel vertrieb. Eine Pause sei den Selbstdarstellern und Werbestars mit Dreck am Stecken (Steuerhinterziehung) -gegönnt. Ich bin wieder bei Messi und Ronaldo. Übrigens tauchten die beiden bei der Verleihung nicht mal auf.

Der aktuelle Weltfussballer Modric wurde -gerade – neben dem Vorwurf, dass er für einen Rechtsrocker aus Kroatien fant – wegen Steuer-hinterziehung verurteilt. Also doch, Ronaldo, Messi und Modric – alles einerlei. 

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?