Fix zur Gesellschaft
Mein Bücherretter aus dem Toggenburg

Unsere Autorin hat ein Bücherproblem. Sie hat einfach zu viele davon. Was machen, wenn die Brockis keine mehr annehmen? Sie hat eine Lösung gefunden.
Publiziert: 23.06.2019 um 11:04 Uhr
Alexandra Fitz

Bücher darf man nicht wegschmeissen. Zumindest ich bringe es nicht übers Herz. Denn in zwei Buch­deckeln stecken immer Gedanken. Wie gut und spannend die sind, sei dahingestellt. Aber einfach ins Altpapier? Zum Karton? Keine Chance.

Ich stelle die aussortierten Bücher erst mal bei mir zu Hause auf und lade Freunde ein. Ich verschenke alle Bücher. Doch nur wenige haben Interesse. Liegt wohl an meiner Lektüre. Ein paar werden mitgenommen, der grosse Teil liegt immer noch schön geordnet in den Holzharassen. Es geht mir nicht ums Geld, ich will nichts dafür. Ich will sie nur nicht im Müll haben. Sie sind nicht alt, im Gegenteil. Ich werde sie einfach nie mehr lesen. Und manche, das gebe ich zu, machen im Bücherregal vielleicht auch nicht so eine Falle: «Selbstliebe», ­«Fifty Shades of Grey» und «Dirndl-Porno» – alles ­geschenkt bekommen. Klar.

Ich google: Was tun mit alten Büchern? Bücher-­Brocki schlägt es mir vor. Hmm, da muss ich mit den schweren Kisten selbst hinfahren. Ich stosse auf den Bücherretter. So nennt er sich selbst. Ein Mann aus dem Toggenburg. Ebnat-Kappel. Ich schreibe ihm von meinem Dilemma. Innert kürzester Zeit schlägt er mir drei Varianten vor. A) Er holt sie bei mir daheim ab. B) Ich schicke sie per Post. C) Ich lasse sie von der Post abholen. Ich wähle Variante A. Ich denke nämlich an die tonnen­schweren Pakete.

Im netten Mail-Austausch beschreibt mir der ­Bücherretter, dass ich nicht alleine bin: «Die Not bei bibliophilen Menschen ist gross, was sie mit ihren nicht mehr benötigten Büchern machen sollen. ­Immer mehr Brockis laufen über und nehmen oft kaum mehr was an.» Also nicht nur bei Kleidern gibt es einen Ausmist-Trend.

Als Bestätigung bekomme ich noch mal ein ­E-Mail; ich weiss nun die exakte Uhrzeit, wann der ­Retter bei mir vor der Türe sein wird. Er hat eine Route zusammengestellt mit genauen Abholzeiten im Raum Zürich. Ich werde die Bücher in den ­geschützten Eingangsbereich stellen. Der Retter meinte, ich solle dann in den Briefkasten schauen. Da warte ein kleines Präsent. Wie die Rettung verlief und was der Herr mit den vielen Büchern vorhat, ­erzähle ich Ihnen das nächste Mal.

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